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Carsharing

Carsharing: Mehr als Kosten sparen

Bei Fahrzeugen wird nutzlose Standzeit zum großen Teil hingenommen. Carsharing ist ein wirksames Instrument für Unternehmen, daran etwas zu ändern.

Alfons Wolf

Wenn sich Carsharing immer weiter durchsetzt, dann wird es auch in den Produktions- und Neuzulassungszahlen sichtbar werden. Das wird Autoherstellern im ersten Moment nicht gefallen. Auch Taxidienste und Autovermietungen werden diese Entwicklung spüren. Daher sind sowohl Hersteller wie auch Autovermietungen in den Markt eingestiegen, um das Carsharing-Geschäft nicht anderen zu überlassen. In der neuen Welt der Mobilität wird es weniger Autos als Fahrzeugnutzer geben.

Nicht weniger wichtig: Im privaten wie im geschäftlichen Verkehr nimmt die Statuswirkung des Autos und damit auch des Dienstwagens ab. Und immer mehr Menschen legen auf den Besitz eines eigenen Fahrzeuges keinen Wert mehr. Schon heute machen viele Unternehmen eine Total-Cost-and-Benefit-of-Ownership-Betrachtung, kurz gesagt wägen die Entscheider also den Nutzen aus der Mobilität ihrer Mitarbeiter für das Unternehmen gegen eine Gesamtbetrachtung der Kosten ab. Steigende Betriebskosten durch Spritverbrauch und Steuern auf der einen Seite bei gleichzeitig geringerer Wertschätzung des Dienstwagens verändern das Verhältnis.

Kann man auch Kosten sparen?

Neben dem Kostenargument durch die bessere Auslastung, können die Unternehmen mit Corporate Carsharing auch den Mitarbeitern etwas Gutes tun und damit ebenfalls Einnahmen generieren. So wird die – kostenpflichtige aber attraktiv gestaltete – Privatnutzung erlaubt. Das kann so weit gehen, dass sogar in Ferienzeiten das Firmenfahrzeug zum Urlaubsfahrzeug wird, was natürlich von der Toleranz des Arbeitgebers abhängt. Carsharing-Konzepte sind auch für die Mitarbeitermotivation geeignet: Mitarbeiter, die bis dato keinen Zugang zu einem Firmenfahrzeug hatten, können nun auch von diesem Privileg profitieren. Das ist höchst interessant. Kein Wunder also, dass die Nutzung des Fuhrparks für private Zwecke auch der zweitwichtigste Motivationsgrund für Nutzer von Corporate Carsharing ist. Interessant ist auch, dass der Gerechtigkeitsaspekt – die Nutzung des Fuhrparks durch alle Mitarbeiter- weit oben rangiert.

Wie regelt man die private Nutzung?

Egal ob geschäftlich oder privat genutzt: „In allen Fällen bleibt die Deutsche Bahn Connect Fahrzeughalter und stellt die Fahrzeuge auf eigenes wirtschaftliches Risiko zur Nutzung im pay-per-use-Verfahren zur Verfügung“, sagt Marc Möller, Leiter Vertriebsaußendienst Deutsche Bahn Connect. Die Privatnutzung zu attraktiven Konditionen zu ermöglichen, liegt daher im eigenwirtschaftlichen Interesse seines Unternehmens, erläutert Möller.

Auch bei Vispiron Carsync ist die Öffnung des Fuhrparks für private Nutzung Kernbestandteil des Konzepts. Das Unternehmen bietet daher für die private Nutzung ausgeklügelte Rechte- und Rollenkonzepte an. Außerdem ist die steuerliche Seite zu beachten: „Üblich ist eine Berechnung der Kosten anhand einer Kilometer-Pauschale zur Umgehung des geldwerten Vorteils. Die Höhe dieser Pauschale muss steuerrechtlich abgesichert werden“, sagt Tom Bechert von Vispiron. Auch Ubeeqo steht bei Themen unterstützend zur Seite, wie der Erarbeitung eines Tarifsystems für die Privatnutzung zum Wegfall des geldwerten Vorteils. „Vom Kunden selbst muss das jedoch mit den zuständigen Stellen, wie z.B. dem Finanzamt abgestimmt werden“, sagt Stefanie Momber, Verkaufsleiterin der Ubeeqo GmbH. Die meisten Kunden würden aber zunächst mit der dienstlichen Nutzung einsteigen, um Daten über die Auslastung zu erhalten und die Mitarbeiter an das System zu gewöhnen.

Was Nutzern von Corporate Carsharing besonders wichtig ist:

  • Kostenersparnis im Vergleich zum Dienstwagen oder eigenem Auto

  • Nutzung des Fuhrparks für private Zwecke

  • Corporate Carsharing sollte allen Mitarbeitern zur Verfügung stehen

  • Umweltschonende Mobilität

  • Flexible Tarife

  • Nachhaltigkeit der Fuhrparklösung, z.B. effiziente Auslastung der Flotte

  • Abwechslungsreiche Auswahl an Autos

  • Erstklassige Fahrzeuge

  • Verfügbarkeit von Elektrofahrzeugen

Quelle: EY/EBS (2016): Chancen des Carsharing - Carsharing-Barometer (n = 1.000, Priorisierung gemäß Reihenfolgenbildung; sortiert nach Häufigkeit der Nennung)

Wie erreicht man Akzeptanz?

Corporate Social Responsibility wird inzwischen in den meisten Unternehmen groß geschrieben. Corporate Carsharing als Teil des Mobilitätsmanagements passt hier ideal. Allerdings ist das Carsharing noch relativ unbekannt, wie eine Studie des Wirtschaftsprüfers EY in Kooperation mit der Kaderschmiede European Business School aus Oestrich-Winkel offenbart: Nur einem Fünftel der befragten 1.000 Berufstätigen war Corporate Carsharing überhaupt ein Begriff. Dennoch stößt es auf viel Akzeptanz: Immerhin 37,4 Prozent aller Befragten – den Unwissenden wurde eine Begriffserklärung gegeben – wären zu einer Nutzung prinzipiell bereit, während das Lager der Unentschlossenen mit 32,7 Prozent groß erscheint.

Doch die Akzeptanz von Corporate Carsharing hängt auch von der Bereitschaft der dienstwagenberechtigten Mitarbeiter ab, das klassische Modell des Dienstwagens komplett abzuschaffen. Immerhin 47,8 Prozent könnten sich unter bestimmten Umständen vorstellen, auf den Dienstwagen zu verzichten, während sich 21,4 Prozent unentschieden zeigen. Wesentliche Voraussetzungen sind ein alternativer, auf den Mitarbeiter-Bedarf individuell zugeschnittener Mobilitätsmix zugunsten einer effizienteren Ressourcennutzung im Unternehmen. Ängste gibt es in Bezug auf den Datenschutz und Schutz der Privatsphäre. Hier müssen die Unternehmen ein Konzept und rechtssichere Vereinbarungen mit den Dienstleistern haben, dass die Bewegungsdaten der Mitarbeiter vor missbräuchlicher Nutzung abgesichert sind.

Wie unterstützt der Arbeitgeber die Nutzer?

Die Zahlen zeigen also, dass die Akzeptanz noch gesteigert werden kann. In der Größe der Flotte scheint ein Erfolgsfaktor zu liegen. Diese erlaubt durch verschiedene Services die Nutzerfreundlichkeit auf ein hohes Level zu bringen. So begleitet die Deutsche Bahn Connect – die eine Vielzahl an Mobilitätsdienstleistungen anbietet – den Nutzer während des gesamten Nutzungsprozesses: Alle Fahrzeuge sind mit einer Tankkarte ausgestattet, damit die Mitarbeiter nicht selber beim Tanken in Vorleistung gehen müssen. Treten während der Nutzung Fragen oder Probleme auf, so können sich die Kunden rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr an den Kundenservice wenden.

Die Nutzerprozesse sind einfach gehalten. „In der Praxis verankern die Unternehmen die Carsharing-Lösung fest in ihrer travel policy, wodurch die Mitarbeiter schnell mit dem Produkt in Kontakt kommen und eigene Erfahrungen sammeln können“, ergänzt Möller. Das bestätigt auch Barbara Schmoll, Leiterin der Mobilitätssysteme bei CC Unirent System GmbH: „Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase überzeugt unser Carsharing auf ganzer Linie. Einloggen, Führerschein checken, buchen, losfahren“. CC Unirent hat vor einiger Zeit fuhrwerk Plus und deren Produkt Shaggo übernommen. Mit Kooperationspartner Mazda startet CC Unirent gerade ein Pilotprojekt zu stationsbasiertem Corporate Carsharing.

Welche Systeme gibt es?

Unterschiedliche Zugangssysteme können je nach Bedarf mit individuellen Vor- und Nachteilen zum Einsatz kommen. Die meisten Anbieter haben eigene Softwarelösungen zur Verwaltung, Disposition und Abrechnung der Fahrzeuge. „Die Buchung der Fahrzeuge kann online, per App oder telefonisch erfolgen und ist bis kurz vor Fahrtantritt möglich. Der Zugang zum Fahrzeug ist schlüssellos via Smartphone-App oder über ein RFID-Medium möglich. Schäden können jederzeit über den Kundenservice gemeldet werden“, erläutert Möller, Deutsche Bahn Connect.

Standardlösung im Corporate Carsharing ist laut dem Anbieter Invers, der sein System auch selbst nutzt, der schlüssellose Zugang per RFID und einem Kartenleser hinter der Windschutzscheibe. „Das Smartphone ist nicht immer zur Hand oder geladen – dementsprechend bietet sich eine Karte mit RFID-Chip als Zugangsmedium an“, so Peter Schneidermann von der Invers GmbH. Moderner sind hingegen App-Systeme, bei denen sich der Schlüssel ebenfalls im Wagen befindet. Eine andere Lösung ist ein Schlüsseltresor, der zentral am Poolstandort angebracht ist. Der Dienstleister Ubeeqo bietet an auch an, auf Wunsch eine Schnittstelle zu einem Mitarbeiterverwaltungssystem des Kunden zu schaffen.

Wie funktioniert das Schadenmanagement?

Das Schadenmanagement ist ein Schlüsselfaktor für die Kosten. Bei Invers ist das Schadenmanagement intelligent gelöst, wie Schneidermann berichtet: „Vor Fahrtantritt wird man je nach Zugang per App oder im Fahrzeug auf dem Terminal im Handschuhfach auf neue Schäden gefragt“. Man erhält eine digitale Übersicht in Listenform mit Schadensart und -ort (z. B. langer Kratzer, Motorhaube links). Sollten ersichtliche, noch nicht gelistete Schäden vorhanden sein, muss man diese als neue Schäden beispielsweise in der App beschreiben und inkl. Foto hinterlegen.“

Sehr praktisch für den Kunden und aus Sicht des Cross-Sellings gut gemacht ist auch das Angebot von Hertz: Der Autovermieter hat an sechs Servicecentern des Werkstattexperten Euromaster neue Carsharing-Standorte eröffnet, um Privat- und Firmenkunden die Mobilität zu erhalten, wenn ihr Fahrzeug in der Werkstatt bleiben muss.

Das Fazit

Carsharing etabliert sich auch zunehmend im Mobilitätsmix von Unternehmen, da es sehr viel flexibler ist und sich besonders für den adhoc-Bedarf eignet. Jedes Unternehmen muss zunächst den individuellen Bedarf – aktuell und zukünftig – für Corporate Carsharing ermitteln. Es erfordert einige grundsätzliche Entscheidungen: Wie viele und welche Mitarbeiter bekommen eigene Firmenwagen oder eben keinen mehr? Was ist meine zuverlässige Grundauslastung an Poolfahrzeugen? Wo muss ich flexibel sein? Wie hoch ist mein Mobilitäts-Budget? Wer erhält Zugriff auf den Fahrzeug-Pool und unter welchen Bedingungen? Entscheidend ist eine ausführliche und intensive Beratung bei der Auswahl möglicher Corporate Carsharing Modelle.

Mit dem Einstieg von BMW und Mercedes ist Carsharing in den großen Städten beim Privatnutzer angekommen und kann zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Langsamer geht es beim Corporate Carsharing voran. Der Gewinn von Akzeptanz innerhalb des Unternehmens durch eine gute Kommunikation und ein einwandfrei funktionierendes System gehört in besonderer Weise dazu.

Was die Zukunft bringt

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