Von Wolfgang Schäffer
Honda – eine Marke, die in Deutschland einst für sportliche und schicke Autos stand. Diesen Ruf haben die Japaner in den vergangenen 15 bis 20 Jahren verloren. Europa, und damit auch Deutschland, spielte bei der Modellausrichtung nur noch eine untergeordnete Rolle. USA sowie China waren und sind die Erfolgsgaranten. Dort wird das große Geld verdient.
Honda HR-V jetzt 182 PS stark
Hierzulande sind es die vielen Varianten der Civic-Baureihe, der Jazz sowie CR-V und eben der HR-V, die von der verbliebenen Stammkundschaft geordert werden. Die soll jetzt zudem wieder verstärkt an die sportlichen Wurzeln der Marke erinnert werden. Ein Beispiel dafür ist der gerade überarbeitete HR-V, den es bisher lediglich mit einem 130 PS starken 1,5-Liter-Benziner gab.
Jetzt ist das SUV-Coupé auch in einer Sport-Version zum Preis von 29.990 Euro im Angebot. Dafür haben die Ingenieure eine Anleihe beim Civic genommen. Der dort bereits bewährte 1,5-Liter-Turbo mit 182 PS werkelt nun auf Wunsch ebenfalls im HR-V Sport. Und das richtig gut. Antritt und Durchzug sind vor allem mit dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltung prächtig. Das Triebwerk hängt klasse am Gas, reagiert direkt auf jeden Leistungsabruf. Das Getriebe lässt sich mit kurzen Wegen knackig schalten, die Gänge sind harmonisch auf das Potenzial des Aggregats abgestimmt.
Der Motor arbeitet leise
Dessen Arbeitsgeräusche dringen kaum an die Ohren der Passagiere. Grund dafür ist eine umfangreiche Dämmung, sowohl im Motorraum als auch in den Radhäusern. Erst wenn die Drehzahlen beim Beschleunigen in höhere Bereiche kommen, macht sich das Triebwerk akustisch bemerkbar, ohne dass es wirklich laut wird.
Der Verbrauch nach WLTP-Norm wird mit 6,7 Litern angegeben. Nach keinesfalls zügiger Fahrt über Landstraßen, im Stadtverkehr und auf der Autobahn mit Stop-and-Go-Abschnitten zeigte der Bordcomputer 7,9 Liter an.
Nicht ganz so angenehm klingt der Motor, wenn das 1.300 Euro teure CVT-Getriebe des Honda HR-V die Kraft auf die Vorderachse bringt. Obwohl die siebenstufige Automatik im Vergleich zu früheren Zeiten oder zu Konkurrenzmodellen deutlich besser abschneidet, ist ein leichtes Aufheulen zu hören, wenn das Gaspedal durchgedrückt wird. Wirklich rasant geht es dennoch nicht voran, was allerdings typisch für ein solches Getriebe ist.
Beeindruckende Fahreigenschaften
Nicht unbedingt typisch für ein Fahrzeug dieser Klasse hingegen sind die guten Fahreigenschaften des HR-V Sport. Die Techniker haben ein mechanisches System installiert, das Schwingungen und Vibrationen spürbar reduziert. Spezielle Dämpfer wirken Seiten- und Torsionsbewegungen entgegen, minimieren Karosseriebewegungen in Kurven und verbessern die Stabilität bei plötzlichen Spurwechseln.
Die Fahrt über schlechte Fahrbahnabschnitte meistert das SUV-Coupé souverän, die Insassen bleiben weitestgehend verschon von Schlägen und Stößen. Komfort wird groß geschrieben. Gleichwohl kommt der Sport auch hier nicht zu kurz. Die adaptive elektrische Servolenkung ist direkt, gibt immer eine spontane Rückmeldung von der Straße, was sich positiv aufs Handling und die Spurtreue in schnell absolvierten Kurven auswirkt. Bei einer derart sportlichen Fahrweise geben die Sitze jederzeit guten Halt.
Nachholbedarf beim Thema Vernetzung
Doch nicht nur das. Mit Bezügen aus schwarzem Stoff und rotem Leder macht das Gestühl auch optisch was her. Ein Farb- und Materialmix, das sich durch den gesamten Innenraum einschließlich des Armaturenträgers zieht. In dem sind zwar USB-Anschlüsse untergebracht, Apple Carplay oder Android Auto sind aber nicht vorhanden. Beim Thema Vernetzung hinkt Honda ebenso hinterher wie bei der Gestaltung der Instrumente, die ein wenig verstaubt wirken.
Das gilt verstärkt für das serienmäßige Navigationssystem. Die Kartendarstellung hat die besten Zeiten hinter sich und die Bedienung gestaltet sich mehr als umständlich.
Honda HR-V: Hohes Maß an Alltagstauglichkeit
Dafür punktet das Auto mit einem hohen Maß an Alltagstauglichkeit. Hier ist vor allem das Beladen zu nennen. So ist der CR-V mit den Honda-typischen so genannten Magic Seats ausgestattet. Dabei können die Lehnen der hinteren Bank (viel Beinfreiheit auch für groß gewachsene Personen) im Verhältnis 60:40 vorgeklappt werden. Das Ladevolumen erhöht sich dann auf einer ebenen Fläche mit einer Länge von 1,85 Metern von 470 auf 1103 Liter.
Die Ladehöhe ist mit 65 Zentimetern sehr rückenfreundlich. Andererseits lassen sich die Sitzflächen in der gleichen Aufteilung wie Kinostühle in senkrechter Position hochklappen. In den so freigewordenen Raum passen sogar zwei Mountainbikes, wenn die Vorderräder demontiert sind. Einzig die sehr schmal geschnittenen hinteren Türausschnitte sind ein Hindernis, um den Raum optimal nutzen zu können.
Optisch hebt sich der Sport aufgrund von vielen schwarzen Applikationen von anderen Vertretern der Baureihe ab. Die 18-Zoll-Aluräder, die Seitenschweller sowie Teile der Front und des Hecks sind im hochglänzenden Schwarz ausgelegt. Das ist schick und gibt dem CR-V eine besondere Note. Wie sehr das den Nerv der Kundschaft trifft, bleibt abzuwarten.