Von Wolfgang Schäffer
Die Elektrifizierung des frontgetriebenen Niro ist abgeschlossen. Nach dem Hybrid im Jahr 2016 und dem Plug-in-Hybrid ein Jahr später vervollständigt der Kia E-Niro im April 2019 das Angebot des Crossover-Modells in der Kompaktklasse.
"Ein Auto, das für die Flotte sehr interessant zu sein scheint, wie die Vielzahl der Anfragen bei uns und unseren Händlern zeigt", sagt Susanne Mickan, Pressesprecherin des koreanischen Herstellers in Deutschland. Vor allem für den Einsatz im urbanen Umfeld und auf der Mittelstrecke sei der e-Niro bei dieser Kundengruppe im Gespräch.
136 oder 204 PS im Angebot
Angeboten wird die Elektro-Version in zwei Leistungsstufen, die mit entsprechend unterschiedlichen Batterien ausgerüstet sind. Basis ist die Variante mit einem 136 PS starkem Motor, der seine Energie aus einem Akku mit 39,2 Kilowattstunden (kWH) bezieht. Die Reichweite liegt nach dem neuen WLTP-Zyklus bei 289 Kilometern. Im gesondert ausgewiesenen Citymodus mit hoher Rekuperationsrate und der dann deutlich geringeren Geschwindigkeit sind es 405 Kilometer.
Für erste Fahrten stand jetzt die stärkere Version mit 204 PS und 64 kWh zur Verfügung. Hier gibt Kia 455 beziehungsweise 615 Kilometer Reichweite an. Wenn es aber ausschließlich in flottem Tempo über die Autobahn geht, wird es schwierig, die 400 Kilometer zu schaffen. Doch zwischen 320 und 340 Kilometer sind absolut realistisch, wenn der rechte Fuß nicht dauerhaft bis zum Bodenblech durchgedrückt wird.
Auf der Landstraße mit vielen Kurven trägt der hohe Grad an Rekuperation trotz der vielen Beschleunigungsvorgänge dazu bei, dass die Energie in der Batterie nicht so schnell abnimmt.
Wahl der Rekuperation per Schaltpedals
Über Schaltpedals am Lenkrad können drei unterschiedliche Rekuperationsstufen gewählt werden. Der e-Niro wird entsprechend stark abgebremst. Wird das linke Pedal gezogen und festgehalten, dann reduziert der Wagen das Tempo sogar bis zum Stillstand. Die mechanische Bremse wird deshalb deutlich weniger - im Idealfall so gut wie gar nicht - benötigt.
Soll das Auto bergab einfach nur rollen und dabei nicht rekuperieren, ist auch das Segeln möglich. Die maximale Energieausbeute erfolgt im One-Pedal-Modus. Dabei setzen Bremseffekt und die damit einhergehende Rekuperation sofort ein, wenn der Fuß vom Antriebspedal gelöst wird.
In der Automatik-Funktion übernimmt das System die für die jeweilige Fahrsituation beste Einstellung - und zwar nach blitzschneller Analyse der von der Kamera des adaptiven Tempomaten (Serie) gelieferten Daten. Ist ein Navi an Bord – Serie ab zweiter Ausstattungsstufe – werden die Infos über den Streckenverlauf und Topografie genutzt, um den Rekuperationslevel der Strecke anzupassen.
Laden an der Wallbox über Nacht
Der Schub eines E-Motors ist bekanntlich vom Start weg bestens. Schließlich steht das komplette Drehmoment von 395 Newtonmetern vom ersten Druck aufs rechte Pedal an zur Verfügung. 9,8 beziehungsweise 7,8 Sekunden (bei dem starken Motor) dauert der Standardsprint aus den Stand auf Tempo 100. In der Spitze sind 155 oder 167 Kilometer pro Stunde möglich.
Vor allem aber die Zwischenspurts für Überholvorgänge oder das Beschleunigen aus Kurven beeindrucken - da geht mächtig die Post ab. Damit die E-Maschine bei hoher Belastung nicht überhitzt, gibt es eine Luftkühlung. Die Temperatur der Batterie indessen wird über einen Wasserkreislauf niedrig gehalten.
Um den Akku an der Haushaltssteckdose aufzuladen, muss man etwa 17 Stunden einplanen. Ist eine Wallbox mit einer Leistung von 7,2 Kilowatt (kW) installiert, verringert sich der Zeitrahmen auf etwa sieben Stunden. Steht der e-Niro an einer 100-kW-Ladesäule, dauert es um die 40 Minuten, um die Energiemenge in der Batterie von 20 auf 80 Prozent zu bringen.
Komfortabel statt sportlich
Keine hohen Erwartungen sollten an die sportlichen Qualitäten des e-Niro gestellt werden. Federung und Dämpfung sind eindeutig auf Komfort ausgerichtet. Das trifft auch dann zu, wenn bei der vierstufigen Fahrmodus-Wahl des Drive-Mode-Select-Systems Sport eingestellt ist.
Komfort steht zudem ganz weit oben, wenn es ums Raumangebot sowie die Ausstattung geht. So können es sich die Insassen auf alle Plätzen in dem 4,38 Meter langen, 1,81 Meter breiten und 1,56 Meter hohen Autos bequem machen. Das gilt gerade auch für die Rückbank.
Bein- und Kopffreiheit sind tadellos. Das Ladeabteil hat ein Volumen von 451 Litern und kann bei vorgeklappten hinteren Lehnen (60:40 geteilt) auf bis zu 1.405 Liter erweitert werden.
Im Einstiegspreis von 34.290 Euro für den vermutlich besonders flottenrelevanten Basisantrieb (38.090 Euro kostet der starke Motor) sind unter anderem ein Audiosystem mit Sieben-Zoll-Touchscreen, Smartphone-Integration, Klimaautomatik, Stoff-Leder-Sitzbezüge und 17-Zoll-Aluräder enthalten. Für Sicherheit und weiteren Komfort sorgen Frontkollisionswarner inklusive Notbremsassistent, aktiver Spurhalteassistent sowie Müdigkeitswarner.
Für die so gut wie komplett bestückten Vision-Varianten, die bei den Kunden des koreanischen Herstellers besonders beliebt sind, werden 40.290 beziehungsweise 44.790 Euro fällig. Die bei Kia übliche Siebenjahresgarantie gilt in jeden Fall und umfasst auch die Batterie.