Von Sabine Neumann
bfp: Vor welchen Herausforderungen steht Ihrer Ansicht nach ein Fuhrparkmanager heutzutage beim Thema Versicherung?
Verfolgen aktuelle Entwicklungen hin zum autonomen Fahren
Dr. Hendrik Saeger, Leiter Kraftfahrt Flotte, Axa Konzern
"In der Retrospektive stellen wir zunächst fest, dass das Geschäftsfeld "Kraftfahrt Flotte", und da reden wir über eine Fuhrparkgröße von mehr als zehn ziehenden Fahrzeugen, weiterhin unter deutlichem Preisdruck steht. Gleichzeitig ist es ein expandierendes Geschäftsfeld und damit eine sehr wichtige Komponente für eine Rundumabdeckung insbesondere der Firmenkunden.
Betrachtet man den Gesamtmarkt, so lässt sich feststellen, dass in den letzten drei Jahren ein kontinuierliches Wachstum der Beitragseinnahmen im Flottenbereich zu erkennen ist. Dieses Wachstum manifestiert sich in einer jährlichen Steigerung der Wachstumsrate um 0,5 Prozent-Punkte. Betrug das Wachstum der Beiträge in 2015 noch drei Prozent gegenüber dem Vorjahr, stieg dieses Wachstum in 2018 auf 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf ein Volumen von 3,8 Milliarden Euro.
Damit einhergehend stieg auch die relative Bedeutung der Kraftfahrt Flottenversicherung an der gesamten Kraftfahrt Versicherung. Betrug der Anteil der Flottenversicherungen in 2013 noch 12,8 Prozent an der gesamten Kraftfahrtversicherung, so stieg dieser Anteil kontinuierlich auf 13,7 Prozent in 2018 an.
Bei näherem Hinsehen wird aber ersichtlich, dass dieser Anstieg der Beitragseinnahmen im Wesentlichen aus einem überproportionalen Anteil von Neuzulassungen aus dem Bereich der Nutzfahrzeuge im Vergleich zu Personenkraftwagen resultiert. Dies unterstreicht zum einen die andauernde expansive Rolle des Kraftfahrt Flottengeschäfts und ist zum anderen Beleg für den andauernden preislichen Wettbewerb.
Mit Sorge beobachten wir daher die im Markt deutlich zu erkennende Fokussierung auf den Preis als das oberste Auswahlkriterium beim Abschluss einer Flottenversicherung.
Nach vorne blickend verfolgen wir mit großer Aufmerksamkeit die aktuellen Entwicklungen hin zum autonomen Fahren, um uns möglich früh auf die Implikationen und die daraus resultierenden Versicherungswünsche und -notwendigkeiten für unsere Kunden einzustellen. Hier gibt es aber noch viel Klärungsbedarf, nicht nur technischer Natur, sondern auch rechtlicher Natur zur Festsetzung der Rahmenbedingungen für solche Versicherungsprodukte.
Wir sehen hier also noch einen etwas längeren Weg in der Entwicklung vom assistierten Fahren bis hin zum autonomen Fahren. Nichtsdestotrotz steht dies im Zentrum unserer Aufmerksamkeit, um nicht nur heute, sondern auch zeitnah zukünftig attraktive Produktbausteine für unsere Kunden in der Flottenversicherung bieten zu können."
bfp: Eine Win-Win-Situation für Sie als Versicherer und den Fuhrparkbetreiber wäre eine niedrige Schadensquote. Bieten Sie Schulungen oder ähnliches an, um den Flottenmanager und seine Fahrer bei der Minimierung der Risiken zu unterstützen?
Bieten Sensibilisierungsvorträge vor Ort für Fahrer
Fachspezialist Jörg Rissel von der Württembergischen Versicherung, Abteilung Kraftfahrt Betrieb
"Trotz aller Fortschritte in der Fahrzeug- und Sicherheitstechnik ist der Mensch als Fahrer nach wie vor der wichtigste Faktor, wenn es um die Risikominimierung geht. Deshalb bieten wir Sensibilisierungsvorträge vor Ort für die Fahrer von Flottenkunden an.
Nichts führt einem Fahrer seinen direkten Einfluss auf die Schadenquote der Gesamtflotte seines Arbeitgebers besser vor Augen, als Schadenbeispiele aus der eigenen täglichen Praxis. Wenn man solch eine Veranstaltung gleichzeitig seitens der Unternehmensleitung mit einem Bonifikationsmodell für künftiges unfall- /schadenfreies Fahren ergänzt, stehen die Chancen für eine Verbesserung der Schadenquote gut."
Bieten Fuhrparkleiter-Workshops und fahrpraktische Übungen
Matthias Küchemann, Leiter Motor Underwriting Germany, HDI Global SE (HDI)
"In Zusammenarbeit mit unseren Risiko-Ingenieuren der HDI Risk Consulting bieten wir Fuhrparkleiter-Workshops an, um die Fuhrparkverantwortlichen zum Beispiel im Bereich Halterhaftung, Unfallverhütungsvorschriften, Car Policy und Finanzierungsthemen zu unterstützen. Für die Fahrer sind neben der Abfahrtskontrolle und Ladungssicherung insbesondere fahrpraktische Übungen zur Vermeidung beziehungsweise Minimierung von Schäden Gegenstand der kundenindividuellen Schulungen."
Stehen unseren Flottenkunden mit einer sensibilisierenden Beratung zur Seite
Ralph Feldbauer, Chef-Riskmanager / Riskmanagement-Flotten bei der Allianz Versicherungs-AG
"Wir übernehmen für unseren Kunden das professionelle Schadensmanagement in klassischer Form, also vom Eintritt bis zur Reparatur eine enge Begleitung. Dieses Kerngeschäft von uns bauen wir laufend aktiv aus und stellen die Kundenanforderungen immer in den Fokus.
Wichtig ist aber, dass wir unseren Flottenkunden darüber hinaus durch Analyse der eingetretenen Schäden auch mit konkreten Ansätzen zur künftigen Schadensprävention eng mit einer sensibilisierenden Beratung zur Seite stehen und auch bei der Umsetzung von Maßnahmen über ein Netzwerk von professionellen Partnern unterstützen. Denn wir sehen es als gemeinsames Ziel, dass sich eingetretene Schäden möglichst nicht wiederholen."