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Nutzfahrzeugbrache in Bewegung

"Brücke zwischen Nutzlast und Umweltverträglichkeit"

Timo Strack ist Vertriebsleiter bei Würth Fahrzeugeinrichtungen. Mit bfp fuhrpark & management hat er über die größten Herausforderungen gesprochen.

Von Sabine Neumann und Clemens Noll-Velten

bfp: Im Nutzfahrzeugbereich ist derzeit viel in Bewegung. Auf der einen Seite führt vor allem der Online-Handel zu einem höheren Bedarf, andererseits führen Vorgaben im Rahmen des Umweltschutzes zu einer Verunsicherung. Inwiefern beeinflusst das Ihre Arbeit?

Timo Strack: Mit der zunehmenden Bedeutung, Ressourcen zu sparen – und dazu gehört auch der Faktor Zeit - nehmen wir vor allem einen großen Wunsch nach Individualisierung der Fahrzeugeinrichtung wahr. Die Unternehmen setzen heute wesentlich mehr als früher darauf, dass Arbeitsmittel bedarfsgerecht und ganz gezielt für den Einsatzzweck in den Fahrzeugen sind.

Die Standardlösungen bilden dann zwar eine gute Grundlage. Wenn aber jemand zu uns sagt, er braucht für seinen Bohrhammer xy einen Platz genau an dieser oder jener Stelle, dann müssen wir bereit sein, eine optimale Lösung dafür zu schaffen.

bfp: Was bedeutet das für die Arbeitsweise bei Würth?

Timo Strack: Ich würde sagen, der Fokus verändert sich. Neben den Standardlösungen haben wir schon immer alles daran gesetzt, wirklich kundenspezifische Lösungen anzubieten. Das wird jetzt deutlich intensiver. Egal welche Sonderlösung der Kunde will, wir können die auch bieten. Zum Teil hat das heute schon Manufakturcharakter.

bfp: Welche Rolle spielt das Thema Sicherheit dabei?

Timo Strack: Dieses Thema hat für mich oberste Priorität. Ich bin der Meinung, dass an dieser Stelle noch viel mehr passieren muss. Wenn man mal hinten reinschaut und sieht, wie es noch immer in vielen Handwerkerfahrzeugen oder in den Autos von Dienstleistern aussieht, dann kann man oft nur mit dem Kopf schütteln. Die Nutzer der Wagen spielen teilweise wirklich mit ihrem Leben. Es wird eine große Herausforderung in den nächsten Jahren, hier Abhilfe zu schaffen.

bfp: Beraten Sie dann vor allem Kunden mit Nutzfahrzeugen?

Timo Strack: Keineswegs. Es ist beeindruckend, wie viele Anfragen wir in dieser Hinsicht bekommen – und das auch in großer Zahl von Pkw-Nutzern. Das ist für mich ein ganz besonders spannendes Thema. Ich schätze ein großteil an PKW -Firmenfahrzeugen sind ohne Ladungssicherung unterwegs. Die haben noch nicht mal einen einfachen Gurt dabei, um die Verzurrösen im Kofferraum zu nutzen. Da müsste man eigentlich dringend etwas tun. Das könnte in Zukunft noch ein spannendes Feld werden.

bfp: Apropos Zukunft: derzeit wird viel über Elektromobilität gesprochen. Muss sich Würth darauf auch in besondere Art und Weise einstellen?

Timo Strack: Das ist ein ganz wichtiges Thema für uns, da damit der Faktor Gewicht eine noch viel größere Bedeutung bekommt als bisher schon. Wir müssen uns also der Herausforderung stellen, wie man die Brücke zwischen Nutzlast und Umweltverträglichkeit schlägt.

Die Einbauten müssen in den kommenden Jahren immer leichter werden. Wir sind unter anderem gerade dabei zu erforschen, wie wir mit unseren Koffer- und Boxensystemen eine Gewichtsreduzierung möglich machen.

bfp: Was ist da vorstellbar?

Timo Strack: Das könnte beispielsweise bedeuten, dass man nicht mehr vom Standardregal ausgeht, sondern bedarfsgerecht Boxen ins Fahrzeug integriert. Dazu könnten variabel nutzbare Systeme beitragen, bei denen man bedarfsgerecht Elemente entfernt, die man gerade nicht braucht. Unterm Strich müssen wir einfach noch flexibler auf die Bedürfnisse eingehen.

bfp: Kann man tatsächlich über die Einrichtung die Nutzlast eines Fahrzeugs beeinflussen?

Timo Strack: Bei uns lässt sich bei einem Angebot grammgenau verfolgen, wie sich ein Bauteil mehr oder weniger auf das Gewicht auswirkt. So dass wir sofort sagen können, welche Maßnahme welchen Effekt hat. Deshalb können wir auch entsprechende Möglichkeiten als Option aufzeigen. Dann kann sich der Kunde überlegen, ob er ein weiteres Bauteil ins Fahrzeug integriert oder ob das Gewicht eingespart und für die Ladung verwendet wird.

bfp: Wenn Sie von neuen Materialien sprechen, was schwebt Ihnen da vor?

Timo Strack: Wir prüfen gerade in jeglicher Richtung, was wir machen können und auch, wie wir die bestehenden Lösungen im Gewicht reduzieren können. Dass man nicht nur Stahl und Aluminium verwendet, sondern wie heute schon bei den Koffern Kunststoff. Wichtig ist natürlich, dass die Qualität darunter nicht leidet. Es ist ein ständiger Prozess, moderne Lösungen zu finden. Sicher wird das irgendwann in einer neuen Einrichtung münden. Aber dazu sage ich heute noch nicht mehr.

bfp: Viel wird heute über das die so genannte „letzte Meile“ diskutiert. Jetzt bieten die diversen Unternehmensteile von Würth hier viele Möglichkeiten. Wie ist das für den Kunden nutzbar und wo sehen Sie innerhalb des Hauses Synergien?

Timo Strack: Wir werden damit häufig konfrontiert. Manchmal auch als Wissensträger, da wir bei Würth bereits heute das Thema Direktbelieferung beziehungsweise Lieferung bis zur Baustelle spielen. Ich sehe die größte Herausforderung bei der Belieferung ins Fahrzeug. Zum einen, wie bündle ich das, wenn ich das komplette Sortiment abbilden möchte und das alles in einem einzigen Schritt ins Fahrzeug bringen möchte. Und zum anderen die Frage, wie man die Haftung gewährleisten kann.

Wo hat der Lieferant Zugriff aufs Fahrzeug. Und dann auf alle Bereiche oder nur bestimmte Orte wie eine Tür mit einer Box? Oder hat das Fahrzeug eine zusätzliche Box auf der Anhängerkupplung, in der die Ware platziert wird? Darf die Ware nur an kameraüberwachten Plätzen abgeliefert werden? Die Logistik dahinter ist derzeit das geringste Problem. Entscheidend wird dabei sein, welche Lösungen die Hersteller und Anbieter von schlüssellosen Systemen anbieten werden.

bfp: Was ist denn zur Zeit ihr Highlight-Produkt?

Timo Strack: Das ist unsere Adapterplatte für unser neues Koffersystem. Die passt auch in den Pkw. Man kann sie auf dem Beifahrersitz befestigen oder auf der Rückbank über die Isofix-Vorrichtung arretieren. Und mit einem kleinen Kniff, nämlich zwei an der Unterseite integrierten Leisten, die mit kleinen Zähnchen versehen sind, verschränkt sich die Platte auch im Teppichboden des Kofferraums. Bei einer geringen Bauhöhe sind die Reibwerte da so hoch, dass der Schuber auch ohne zusätzliche Sicherung ohne Rutschgefahr mitgenommen werden kann.

bfp: Geht die Betreuung der Kunden über die Fahrzeugeinrichtung hinaus?

Timo Strack: Wir wollen die Nummer 1 bei den Kunden in Sachen Betreuung werden. Und wir müssen auf jede Frage auch eine Antwort oder besser ein Lösung haben. Was ist in unserem Bereich bereits möglich? Wo brauchen wir Partner und wie können wir Schnittstellen herstellen? Der Kunde hat heute einen Anspruch, dass er ein komplettes und lösungsorientiertes Denken fordert und alles aus einer Hand bekommen möchte.

Die Kunden wollen und müssen effizient arbeiten. Wir müssen ihnen das ermöglichen. Und das zu einem realistischen Preis. Das hört aber alles nicht mit dem Kauf der Einrichtung auf, sondern geht über den Lebenszyklus weiter. Wir versuchen bei allen Problemen ansprechbar zu sein und entsprechend auf Wünsche zu reagieren. Wesentlich ist dabei Zuhören und Verstehen, was der Kunde eigentlich wirklich will.

bfp: Das heißt, Sie schulen und qualifizieren Ihr Personal in dieser Hinsicht?

Timo Strack: Durch die Würth-eigene Akademie haben wir sehr viele Möglichkeiten. Mit jedem Mitarbeiter wird im Rahmen der Mitarbeitergespräche festgelegt, welche Kurse er über die reine Produkt- und Technikschulung hinaus über das Jahr verteilt besucht. Ausbildung wird bei uns groß geschrieben.

bfp: Vielen Dank für das Gespräch.

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