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Fullservice-Leasing

Marktübersicht Leasing: Mobilität als Rundum-sorglos-Paket

Leasinganbieter punkten vor allem mit Servicepaketen rund um die Mobilität. Es geht also um weit mehr, als um den Finanzierungsaspekt.

Alfons Wolf

Leasing boomt in Deutschland insbesondere bei Fahrzeugen und dominiert nach wie vor in deutschen Fuhrparks. Der Bundesverband deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) meldet für 2017 ein Wachstum beim Mobilien-Leasing von 6,5 Prozent auf den Rekordwert von 57,3 Milliarden Euro Leasing-Investitionen – davon machen Pkw und Nutzfahrzeuge einen Anteil von 77 Prozent aus. 55 Prozent der deutschen Fuhrparkbetreiber nutzen Leasing und Fuhrparkmanagement. „Rund 40 Prozent aller Kfz-Neuzulassungen sind inzwischen geleast“, meldet der Leasingverband. Laut der Dataforce-Leasinganalyse 2017 gehören knapp 49 Prozent der gewerblichen Fahrzeuge einer Leasinggesellschaft. Je mehr Fahrzeuge ein Unternehmen im Einsatz hat, desto höher wird die Quote und liegt in den Großflottensegmenten schonmal über 80 Prozent.

Warum Leasing?

Vor allem im B2B-Bereich liegt der Grund auf der Hand, meint Clemens Spiegelhalder, Direktor Free2Move Lease bei Peugeot Citroën Deutschland: „Leasing bedeutet Planungssicherheit und Kostenkontrolle. Fullservice-Leasing bildet für viele Firmen die Basis für ein erfolgreiches Fuhrparkmanagement“. Die genannten Zahlen sind ein beeindruckender Beweis, dass viele Unternehmen die Vorteile von Leasing zu schätzen wissen und das professionelle Management der Fuhrparks zu einem hohen Prozentsatz spezialisierten Dienstleistern überlassen.

Nach Manfred Sensburg, Geschäftsführer der Fleetcar + Service Community GmbH & Co. KG, wollen die Kunden vor allem alternative Leasingmodelle, z.B. mit flexiblem Auslauf. „Es zeigt sich klar, dass sich Kunden nicht mehr 36 oder 48 Monate fest an einen Leasingvertrag binden möchten, sondern nach flexibleren Alternativen suchen. Wir gehen davon aus, dass flexiblere Leasingmodelle zukünftig einen Teil des Marktes für sich erobern werden“, so Sensburg. Es sei allerdings heute beinahe selbstverständlich, dass gewerbliche Mobilität nicht mehr allein durch den klassischen Leasingvertrag mit einer Laufzeit ab zwei Jahren erreicht wird. „Für flexiblere Bedürfnisse greift eine Vielzahl von Unternehmen heute bereits auf Langzeitmietmodelle zurück. Damit werden Fuhrparks auch nach Gesichtspunkten des kurz- und mittelfristigen Bedarfs gestaltet, sagt Christan Schüßler, Commercial Director von Arval.

Wohin geht der Trend?

‚Car-as-a-Service‘ ist das Stichwort, mit dem Roland Meyer, Commercial Director der Lease Plan Deutschland GmbH, das Phänomen beschreibt. „Das gilt nicht nur für größere Unternehmen, sondern ist auch bei kleinen und mittelständischen auf dem Vormarsch. Ihnen geht es gleichermaßen darum, die Administration und Verantwortung für alle Prozesse rund um den Fuhrpark, die Fahrzeuge und die Fahrer auszulagern“, unterstreicht Meyer. Do-it-yourself sei mittlerweile überwiegend überholt. „Alles, was sich outsourcen lässt, wird an Experten abgegeben“, bekräftigt Spiegelhalder von Peugeot Citroën. Das reine Finanzleasing wird seit Jahren immer mehr mit zusätzlichen Services ausgeweitet.

„Der klassische Dienstwagen, entweder als Fahrzeug für den User-Chooser oder für den Servicemitarbeiter, wird auch in den kommenden Jahren die Realität für viele Fuhrparkmanager und Betriebe sein“, sagt Matteo Carlesso, Geschäftsführer der Carmobility GmbH. Trotzdem sehen er und viele andere Marktexperten den Trend, dass sich das klassische Fuhrparkmanagement zu einem umfassenden Mobilitätsmanagement weiterentwickeln wird. „Wir beobachten, dass sich immer mehr Unternehmen zusätzlich zum Full-Service-Angebot mit umfangreichen Serviceleistungen für Mobilitätslösungen entscheiden, die das Angebot über den klassischen Dienstwagen hinaus ergänzen“, bestätigt auch Ursula Wingfield, Vorsitzende der Geschäftsführung bei Alphabet Deutschland. Insbesondere Carsharing wird für die Flottenkunden immer interessanter.

Mobilität: Was bieten die Unternehmen?

Individuelle Mobilitätskonzepte wie „Flatrates“ und Abo-Produkte gewinnen im Fuhrpark zunehmend an Bedeutung, berichtet Vinzenz Pflanz, Senior Vice President der Sixt SE. Deshalb biete sein Unternehmen den Firmenkunden „Mobility as a Service“ („Maas“) an. „Gefragt ist vor allem ein Mobilitätsmix, der verschiedene Angebote clever miteinander vernetzt“, sagt Marc Möller, Leiter Vertriebsaußendienst Deutsche Bahn Connect. Dabei setzen die Kunden immer häufiger auch die Langzeitmiete, Corporate Carsharing oder Corporate Bikesharing als besonders umweltfreundliche Mobilitätslösung ein. Die Zukunft sieht er in einem Mobilitätsbudget. „Die Arbeitgeber legen individuelle Budgets fest, mit denen Arbeitnehmer verschiedene Fortbewegungsmittel wie Mietwagen, Carsharing oder Taxi-Alternativen flexibel kombinieren und weltweit nutzen können“, erklärt Pflanz. Statt der Bereitstellung eines bestimmten Pkw hinterlegt der Arbeitgeber für den Mitarbeiter ein entsprechendes Volumen (z.B. in Geldeinheiten, in Kilogramm CO2 oder in Streckenkilometern).

Was bedeuten TCM und TCU?

Das spiegelt sich dann auch im Kostenmanagement wieder. „Die TCO-Betrachtung wird langsam aber sicher durch eine Analyse der Total Cost of Mobility (TCM) ersetzt“, so Carmobility-Chef Carlesso. Dabei sei die möglichst nahtlose Integration der verschiedenen Verkehrsträger (Auto, Bahn, Bus, Flugzeug, Carsharing etc.) untereinander essentiell. Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD AutoLeasing D GmbH, glaubt, dass die Fuhrparkentscheider vordringlich das Nutzungs- und Nutzerverhalten in die Entscheidung der Fahrzeugauswahl einzubeziehen haben – die „Total Costs of Utilization“ (TCU). „Besonders im Bereich der alternativen Antriebe ist dies ein wichtiger Aspekt, weil die entsprechenden Reichweiten Grenzen vorgeben“, so Rösel.

Fuhrpark- und Travelmanagement wachsen zusammen. „Dienstreisen und Dienstwagen werden nicht mehr getrennt betrachtet, sondern als zwei Seiten derselben Medaille. Hierzu erwarten immer mehr Kunden eine einheitliche digitalisierte Lösung, die das gesamte Spektrum des Mobilitätsbedarfs im Unternehmen abdeckt“, bestätigt Knut Krösche, Geschäftsführer der Volkswagen Leasing GmbH.

Ist digital schon selbstverständlich?

„Fuhrpark-Management basiert auf Daten - die intelligente Vernetzung von Systemen und die Auswertung und Übergabe von Daten an interne und externe Systeme werden künftig ein leistungsfähiges Fuhrpark-Management auszeichnen“, unterstreicht Thomas Mitsch, Geschäftsführer von Coralix Fleet Solutions. Apps würden den komplexen Fuhrpark auf spielerische Art und Weise zerlegen und dennoch professionelle und wichtige Informationen für die Verantwortlichen liefern.

Leicht zu bedienende Apps und Online-Kundenreportings sind bei den meisten Anbietern bereits selbstverständlich oder wurden vor kurzem eingeführt. „Auch Multi-Leasing-Lösungen mit einer entsprechenden Konfiguratorlösung haben sich am Markt durchgesetzt“, sagt Matthias Rotzek, Geschäftsführer der HLA Fleet Services GmbH.

Genauso staunt niemand mehr bei der elektronischen Führerscheinkontrolle, einer elektronischen Fahrerunterweisung sowie Booking-Tools für Wartung und Reparatur. Dennoch ist die digitale Kommunikation zwischen Mensch und Auto sowie von Autos untereinander Themen, die den Leasing-Markt auch aktuell intensiv beschäftigen, meint Helma Karohl, Commercial Direktorin von Athlon. Vor diesem Hintergrund sollten Leasinganbieter bei der Gestaltung eigener Mobilitätslösungen auch immer Telematik-Anwendungen im Blick haben.

Was bringt die Zukunft?

Weitere Produkte wie digitale Tankkarten, Self-Service-Plattformen, Online-Foren oder auf Big Data-Konzepten basierende Apps zur Unterstützung von Fuhrparkmanagern und Fahrern sind laut Karohl als Ergänzung des Angebots- Portfolios zukünftig denkbar. „Allerdings bleibt auch der persönliche Kontakt zu unseren Kunden wichtig. Computerbasierte Algorithmen können eben nicht alle Bedürfnisse erkennen und zur vollsten Zufriedenheit erfüllen“, so die Athlon-Direktorin. Das sieht auch Christian Schweikhardt so: „Verstärkt angefragt wird die persönliche, individuelle Fuhrpark-Beratung und Betreuung“, sagt der Projektmanager der Mobility Concept GmbH.

Der Leasingmarkt bleibt in Bewegung. „Der Markt wird unter den Anbietern verstärkt einen Kostendruck erzeugen. Der Wettbewerb wird größer“, ist Niels Krüger sicher, Geschäftsführer der TCS Technology Content Services GmbH. Darüber hinaus müssen sich die Anbieter etwas einfallen lassen. „Die Fuhrparkmanager und Finanzer sind nicht mehr bereit, überteuerte Full-Service-Leasingraten zu zahlen. Der Trend geht dahin, die Finanzierung der Fahrzeuge separat einzukaufen und mit den Services professionelle Dienstleister zu beauftragen“, sagt Henning Schick, Director Sales Europe ARI Fleet.

In einem komplexen Umfeld brauchen die Anbieter einem umfassenden Überblick, hohe Beratungskompetenz und nachhaltige Lösungen. Nur so können sie bei den Kunden punkten. Und auch wenn die Prozesse in der Verwaltung der Fuhrparks schon weitestgehend digitalisiert sind, der Nutzen der Telematik-Lösungen erkannt wurde, zusätzliche Mobilitätslösungen wie Carsharing sowie Lang- und Kurzzeitmiete selbstverständlich bei fast allen Anbietern zu haben sind: Die Leasingbranche muss am Ball bleiben und die Fragen der Kunden beantworten.

Die Datenschutzverordnung hat Auswirkungen

Wie werden sich alternative Antriebe entwickeln, welche sind für meinen Fuhrpark die wirtschaftlichsten, kann man nach wie vor Dieselfahrzeuge bestellen und wie kann man die vielen Möglichkeiten der Digitalisierung konkret nutzen und gleichzeitig sauber und transparent den Datenschutz beachten? Wer Erfolg haben will, stellt sich den aktuellen Entwicklungen, die natürlich auch die Entscheidungen der Kunden beeinflussen.

So hat beispielsweise auch die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) oder IFRS 16 Auswirkungen, die antizipiert werden müssen. „Bei der DSGVO gilt es, den Anforderungen an die Verarbeitung personenbezogener Daten weiterhin gerecht zu werden und die jeweiligen unternehmensübergreifenden Prozessschritte und Verfahrensverzeichnisse entsprechend anzupassen und zu dokumentieren“, berichtet Timo Bungardt, Geschäftsführer der expert Automotive gmbh. Die Umstellung auf IFRS 16 erfordert beispielsweise den Abschluss neuer, separater Verträge für ein reines Finanzleasing und für die ergänzenden Services und Dienstleistungen. „Das betrifft gleichermaßen die Unternehmen, die nach dem HGB bilanzieren“, weiß Schick von Ari Fleet.

„Generell sehen wir aber auch 2018 nach wie vor großes Wachstumspotenzial im Leasing und Flottenmanagement“, macht Helma Karohl von Athlon den Marktteilnehmern trotz des Trends zu alternativer Mobilität Hoffnung. Es bleibt aber dabei: Fuhrparkmanagement-Anbieter werden mehr und mehr Mobilitätsanbieter.

Welche Antriebe werden derzeit nachgefragt?

„Getrieben durch die Diesel-Abgas-Affäre und die damit im Zusammenhang stehenden Diskussionen über Fahrverbote beobachten wir eine vermehrte Nachfrage von Benzinern“, sagt Karsten Rösel, Geschäftsführer ALD AutoLeasing D GmbH. Seine Kunden fragen auch immer mehr nach alternativen Antriebsmöglichkeiten, insbesondere auch, für welche Einsatzzwecke sich diese ab wann lohnen könnten, berichtet der ALD-Chef. „Allerdings ist hier noch unklar, welches Konzept sich durchsetzen wird. Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau, informieren unsere Kunden regelmäßig über Veränderungen und führen auf Nachfrage Fuhrparkanalysen durch, um ggf. Strategien anzupassen“, sagt Vinzenz Pflanz von Sixt. Die eine Technologie, die jedes Flottenfahrzeug antreibt, wird es in Zukunft nicht mehr geben, meint auch Christian Schüßler von Arval. Stattdessen würde der Fokus vielmehr auf einem bedarfsgerecht ausgestalteten Energiemix in der Flotte liegen. So seien alternative Antriebe beispielsweise in der Stadt tatsächlich eine echte Alternative – auf Langstrecken hingegen noch nicht die erste Wahl.

Mobilitätskonzepte, Nachhaltigkeit und Technologietrends lassen die Aufgaben eines Fuhrparkmanagers noch komplexer werden. „Der Beratungsbedarf wird aufgrund der vielen Neuerungen im Flottenbereich weiter steigen“, sagt Mario Rosenow, bei der FDZ Fahrzeug Dienstleistungs Zentrum GmbH für Einkauf/Controlling zuständig.

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