Robobotaxis und autonome Shuttle-Busse werden wohl bis auf weiteres nicht ohne Hilfe durch menschliche Fahrer auskommen. Für Mobilitätsdienstleister ist das ein Problem. Denn der Reiz ihres Geschäftsmodells besteht ja gerade darin, dass sie teure Fahrer wegrationalisieren können.
Forscher der University of Michigan arbeiten nun an einer Lösung.
Fahrer muss bei Zwischenfällen eingreifen
Autonome Autos fahren heute und in naher Zukunft nur im Normalfall souverän. Bei unvorhergesehenen Zwischenfällen - etwa wenn vom Lkw heruntergefallene Gegenstände ein Ausweichmanöver nötig machen - geraten sie schnell an ihre Grenzen. Alle rund 6.000 Kilometer kommt es den US-Forschern zufolge zu Störfällen, auf die Menschen besser reagieren als die Maschine.
Aktuelle Robo-Shuttle-Pilotprojekte können daher auf einen menschlichen Notfall-Fahrer noch nicht verzichten - selbst Google-Schwester Waymo, die kürzlich mit dem weltweit ersten kommerziellen Robotaxi-Service gestartet ist, kommt nicht ohne diese aus.
Leitzentralen mit lebendigen Fahrern
Auf Dauer untergräbt ein zu bezahlender professioneller Fahrer jedoch die Geschäftsidee der Robo-Dienste. Bis er vom technischen Fortschritt in jeder denkbaren Situation überflüssig gemacht sein wird, dürften jedoch noch Jahre vergehen. Die Wissenschaftler in Ann Arbor wollen die menschliche Hilfe daher zentralisieren und schlagen über das Land verteilte Leitzentralen mit lebendigen Fahrern vor, die den Computer im Notfall unterstützen.
Rund 50.000 bis 100.000 solcher Verkehrs-Profis müsste es ihren Berechnungen zufolge allein für die USA geben, sollte das autonome Auto Standard werden.
Software schickt Daten an Leitzentrale
Im Detail sieht die Idee so aus: Erkennt die vorausrechnende Software im Fahrzeug ein drohendes Problem in den kommenden 10 bis 30 Sekunden, werden die entsprechenden Daten an die nächste Leitzentrale gesendet. Dort spielen mehrere Menschen gleichzeitig die kommende Situation an einem Fahrsimulator durch - jedes Individuum auf seine eigene Weise.
Die Reaktionen werden gesammelt und an das Roboterauto zurück gesendet, das nun auf einen Katalog von mehreren möglichen Reaktionen auf das anstehende Problem zurückgreifen kann. Auf Basis dieser Szenarien soll das Fahrzeug dann leichter eine angemessene Fahrweise berechnen als es ohne den menschlichen Input möglich wäre.
Notfall-Fahrer arbeiten wie Fluglotsen
Die Forscher vergleichen die Notfall-Fahrer mit Fluglotsen und sehen für ihren Job ein ähnlich hohes Stressniveau. Für die Zukunft wollen sie überlegen, wie Anspannung und Intensität reduziert werden können. Noch dieses Jahr aber sollen zunächst die bislang entwickelten Software-Bausteine von Freiwilligen getestet werden.
Im kommenden Jahr wollen die Wissenschaftler mit dem Sammeln von Fahrdaten beginnen. Das Projekt ist auf fünf Jahre ausgelegt und wird unter anderem vom US-Verkehrsministerium gefördert. (SP-X/cr)