Von Timo Bürger
Daimler hat sich viel vorgenommen: Die Stuttgarter wollen in den kommenden Jahren die "ganze Bandbreite an vollelektrischen Mobilen bieten." Bis 2022 soll das gesamte Mercedes-Portfolio elektrifiziert werden. Bis 2025 gar soll der Absatz der E-Fahrzeuge auf 15-25 Prozent des Gesamtabsatzes anwachsen.
Den Mercedes F-Cell kann man nicht kaufen
Ein besonderer Vertreter dieser Strategie ist der neue Mercedes F-Cell. Anfang 2019 soll das Hybridfahrzeug ausgeliefert werden, zunächst nur in Großstädten als Mietfahrzeug (für 799 Euro pro Monat inklusive Wartung und Versicherung). Was "Kosten angeht, sind wir noch nicht am Ziel", gibt man bei Daimler zu.
Das Alleinstellungsmerkmal des SUV: Es kann sowohl mit Wasserstoff als auch mit Strom (per Plug-in-Anschluss) betankt beziehungsweise geladen werden. Die neue Brennstoffzelleneinheit (deutlich kleiner und leichter als die bisher aus der B-Klasse bekannte Vorgängerversion) produziert aus Wasser- und Sauerstoff elektrische Energie. Wer aber keine der wenigen Dutzend Wasserstofftankstellen in der Nähe hat, dem bleibt immerhin noch die Möglichkeit, den Wagen an einer Steckdose oder Wallbox aufladen.
Bis zu 500 Kilometer weit CO2-emissionsfrei fahren
Die Lithium-Ionen-Batterie bietet eine Kapazität von 13,5 kWh und fungiert zusätzlich als Energiequelle für den Elektromotor. Damit soll eine Reichweite von bis zu 51 Kilometern möglich sein. Der Akku lässt sich mithilfe des 7,4 kW On-Board-Laders aufladen – im schnellsten Fall in einer guten Stunde.
Mit 4,4 Kilogramm Wasserstoff an Bord produziert das SUV genügend Energie für eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern. Kombiniert sind also (zumindest rechnerisch) knapp 500 Kilometer Reichweite möglich. Und diese Kilometer sind samt und sonders CO2-emissionsfrei, das Endprodukt ist Wasserdampf.
Was die Kosten angeht: Der Preis für ein Kilo Wasserstoff ist bei 9,50 Euro festgesetzt, und genau dieses Kilo etwa kann in der Realität die elektrische Energiet für 100 Kilometer Fahrt liefern.
Innerhalb von drei Minuten sind die beiden im Fahrzeugboden integrierten Wasserstofftanks aufgefüllt. Die Tanks sind auch der Grund, warum der Kofferraum eine kleine Stufe aufweist und die Rücksitze einen Tick höher angebracht sind.
Mercedes F-Cell mit flottem Antritt
Dynamik darf bei Mercedes auch bei einem Wasserstoffauto nicht zurückstehen. "Unsere Fahrzeuge stehen immer für Fahrspaß", heißt es selbstbewusst. Bei einer ersten Ausfahrt mit dem Mercedes GLC F-Cell zeigt sich schnell, dass die Verantwortlichen nicht übertreiben.
Die umgerechnet 211 PS des Elektromotors sind in jedem Fall und Modus allemal ausreichend, um das immerhin über zwei Tonnen schwere SUV flott auf Touren zu bringen und auch weiterhin einigermaßen temperamentvoll unterwegs zu sein. Abgeregelt wird allerdings bereits bei 160 km/h.
Der Fahrer kann dabei zwischen vier verschiedenen Fahrmodi wählen:
Modus Hybrid: Der Mercedes GLC F-Cell bezieht Leistung aus beiden Energiequellen.
Modus F-Cell: L: Der Ladezustand der Batterie wird durch die Energie der Brennstoffzelle konstant gehalten. Nur Wasserstoff wird verbraucht, das ist optimal für konstante Fahrt auf Langstrecken.
Modus Battery: Der SUV fährt nur mit der Energie aus der Batterie, das Brennstoffzellensystem ruht; ein geeigneter Modus für für kurze Strecken.
Modus Charge: Das Laden der Batterie hat Priorität.
Beim Bremsen allerdings lässt sich das hohe Gewicht nicht verbergen. Das Fahrzeug rekuperiert automatisch, wenn der Fahrer den Fuß vom Gaspedal lupft. Die Intensität der Bremsenergiegewinnung lässt sich manuell einstellen. Wählt der Fahrer die höchste Stufe aus, wird das Bremspedal fast überflüssig, so abrupt verzögert der Mercedes GLC F-Cell – daran muss man sich erst gewöhnen. Ansonsten sind Anmutung, Ausstattung und Fahrgefühl kaum anders als bei einem herkömmlichen Benziner-Benz, nämlich: fein, hochwertig und gediegen.
Fazit Mercedes GLC F-Cell
Ein E-Auto muss "rational und emotional überzeugen", ist man sich bei Daimler sicher – und diesen Spagat zu meistern, wird auch die Herausforderung der Zukunft sein. Die Emotionen hat Daimler schon sehr gut im Griff – im Mercedes GLC F-Cell unterwegs zu sein, macht Spaß. Die Ratio hat es allerdings schwer: Ein (noch) sehr hoher (Miet-)Preis und ein bislang nur rudimentär vorhandenes Netz an Wasserstoff-Tankstellen sprechen momentan noch nicht für den Einsatz des Fahrzeuges.
Technische Daten Mercedes GLC F-CELL
Wasserstoffverbrauch kombiniert im Hybrid-Modus (kg/100 km): 0,34
Stromverbrauch kombiniert (kWh/100 km): 13,7
H2-Reichweite im Hybrid-Modus (NEFZ) (km): 478
Batterieelektrische Reichweite im Batterie-Modus (NEFZ) (km):51
CO2-Emission kombiniert (g/km): 0
Tankfüllung H2 (kg ): 4,0
Elektromotor Nennleistung (kW/PS): 155 (211)
Max. Drehmoment (Nm): 365
Batterie Lithium-Ionen Energieinhalt (brutto/netto) (kWh): 13,5 /9,3
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 160 (abgeregelt)
Länge (mm): 4.671
Breite (mm): 2.096
Höhe (mm): 1.653
Radstand (mm): 2.873