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Reifen

Reifendimensionen als Kostenfaktor?

Ein nicht geringer Kostenfaktor beim Reifenkauf ist die Reifengröße. Welche Pneus sollen auf die Felgen? Und was bedeutet die Reifenkennzeichnung?

von Elfriede Munsch

Keine Frage: Die Anschaffung eines Satz Reifens geht ins Geld. Was sich in einem Privathaushalt noch zu vergleichsweise überschaubaren Summen addiert, belastet den Etat eines Fuhrparks gleich 10-. 20-, 50-, 100- oder 1.000fach. Und dies normalerweise zweimal im Jahr, da bei den vielfahrenden Mitarbeitern oftmals Sommer- wie Winterreifen am Ende der jeweiligen Saison abgefahren sind und entsprechend erneuert werden müssen.

Wie lassen sich die Anschaffungskosten der Reifen reduzieren, fragt sich daher so mancher Fuhrparkmanager. Natürlich darf die Ersparnis nicht auf Kosten der Qualität der Pneus gehen. Dubiose Billigangebote kommen daher nicht in Frage. Man bleibt den bewährten Marken lieber treu. Je nach Fahrer-. Fahrzeug- und Streckenprofil reichen hier die Möglichkeiten vom guten Standardreifen bis hin zum anspruchsvollen UHP-Pneu.

Ist schmaler rauch billiger?

Eine Möglichkeit an der Preisschraube nach unten zu drehen, ist ein Vergleich der zugelassenen Größen für ein Fahrzeug. In der Zulassungsbescheinigung – früher im Fahrzeugschein - beziehungsweise den Fahrzeugpapieren beiliegenden CoC (Certificate of Conformity) sind die zugelassenen Reifengrößen wie beispielsweise 205/55R16 91H gelistet. Ist eine kleinere Felgengröße oder eine schmalere Reifenbreite erlaubt, kann man überprüfen, ob die dazu passenden Reifen günstiger sind als die ab Werk montierten Pneus.

Aber nicht immer bedeutet kleiner oder schmaler auch günstiger. Bei einem Ende Januar ermittelten Preisvergleich auf der Internetseite eines großen Reifen-Onlineanbieters ergab sich ein durchaus uneinheitliches Gesamtbild. Für einen Golf VII mit dem 1,6-TDI-Motor (66 kW/90 PS) wies der Reifenfinder zwar günstigere Angebote für die 15-Zoll-Größe (195/65R15 91H) aus als für den 16-Zöller mit der Spezifikation 205/55R16 91H, bei der Zweiliter-Diesel-Motorisierung mit 110 kW (150 PS) ergab sich aber ein uneinheitliches Bild. Hier waren die 16-Zoll-Angebote nicht immer günstiger als die 17-Zoll-Größen. Es kommt also auf den Einzelfall an, ob ein Wechsel sich lohnt. Bei Runflat-Reifen, also Reifen, die über eine verstärkte Seitenwand verfügen und auch bei totalem Luftverlust noch eine Weiterfahrt (bis 80 km) bei reduzierter Geschwindigkeit (Tempo 80) ermöglichen, fallen die Preisvorteile bei kleineren Größen dagegen deutlicher als bei konventionellen Dimensionen aus.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick darauf, wie sich die Reifengrößen am Beispiel VW Golf entwickelt haben (siehe unten).

Was empfehlen Experten?

Ein Preisvorteil ergibt sich beim Felgenkauf. Kleinere Dimensionen kosten weniger als ihre größeren Entsprechungen. Eine kleinere Felgengröße könnte zum Beispiel bei Winterreifen zum Einsatz kommen. Allerdings dürften diese bei den Mitarbeitern nur bedingt auf Gegenliebe stoßen. Schließlich sehen die meisten Fahrzeuge mit größeren Rädern imposanter aus.

Weniger die Optik als die Fahreigenschaften hat Robert Waldmann, Leiter Pkw-Flottengeschäft Deutschland von Continental, im Sinn: „Wir empfehlen, im Winter dieselben Größen zu fahren wie im Sommer, um Unterschiede im Fahrverhalten nach Umbereifung zu minimieren. Liegt die Möglichkeit des Einsatzes anderer Reifengrößen vor, würden wir wegen der besseren Handlingeigenschaften und besserer Kraftübertragung eher zu Reifen mit größerer Breite raten. Dabei geht es hier primär nicht um sportlicheres Fahren, sondern um den Gewinn an Sicherheit, den man mit kürzeren Bremswegen und noch präziserem Handling hat.“

Wie sieht es mit Nischengrößen aus?

Für SUV-Reifen gilt Ähnliches wie für Pkw-Pneus. Auch hier nimmt – einhergehend mit gestiegener Leistung, Größe und Gewicht der Fahrzeuge - der Trend zu größeren und breiteren Reifen zu. In den vergangenen zehn Jahren sind die SUV-Reifenverkäufe von 1,65 auf 4,3 Millionen Stück gestiegen. Dabei gibt es eine starke Konzentration auf bestimmte Reifendimensionen (215/65 R16, 235/55 R17 und 255/55 R18). Daraus folgt für Holger Rehberg, Produktmanager bei Goodyear Dunlop: „Zwar ist es häufig so, dass die kleinste Dimension die kostengünstigste ist. Wenn es sich aber um eine Nischendimension handelt, die sehr wenig verbreitet ist, können in diesem Fall auch größere Dimensionen kostengünstiger sein, da sie dann im Markt gängiger sind. Fahrzeuge in der Flotte sollten immer mit gängigen Reifengrößen bereift werden, ansonsten kann es teuer werden.“

Was ist für die Bereifung entscheidend?

Außerdem sollte man auch noch in Erwägung ziehen, um was für ein SUV es sich handelt. Die trendigen Fahrzeuge werden von klein bis groß angeboten. Manche bieten sogar Fahrleistungen wie Sportwagen. Der Kunde hat zudem oft die Wahl zwischen Front- oder Allradantrieb. Für die Bereifung einer Flotte ist also neben der Fahrleistung auch der Anwendungsbereich der Fahrzeuge entscheidend. Werden die Autos vorwiegend auf der Straße bewegt und wird eine Geländetauglichkeit nicht benötigt, werden klassische AT-Reifen für den Offroad-Einsatz nicht benötigt. Rehberg hat noch einen Tipp parat: „Gerade bei kleinen und mittleren SUV gibt es auch passende Pkw-Größen. Oftmals wird auch bei gleichen Reifengrößen bei SUV-Reifen lediglich der Querschnitt variiert, damit das Fahrzeug höher liegt.“

Reifendimensionen: damals und heute am Beispiel des VW Golf

Schneller, breiter, größer: Was fast wie eine sportliche Anforderung klingt, ist Alltag auf deutschen Straßen. In den vergangenen Jahren hat sowohl die Durchschnittsgröße der Reifen als auch ihre Breite stetig zugenommen. Fuhr der erste Golf von 1974 noch auf 145er Pneus mit 13 Zoll vor, weist die aktuelle Generation als kleinste Größe 195/65R15 auf. Wer will kann seinen Golf sogar mit 19 Zöllern ausstatten. Zwischen Golf I und dem aktuellen Bestseller aus Wolfsburg liegen nicht nur 43 Jahre und ein Längenwachstum von 55 Zentimetern, sondern auch – bezogenen auf die Einstiegsversionen - eine Gewichtszunahme von über 400 Kilogramm.

Damit einher geht eine immense Leistungssteigerung. Kam der Urgolf in der Basisvariante noch mit 50 PS aus, sind es heute mindestens 85. Topmotorisierung ist zurzeit ein 150 PS-Diesel oder Benziner. Der erste Golf GTI begeisterte damals mit 110 PS, der aktuelle bringt mehr als doppelt so viele PS (230) auf die Straße, ganz zu schweigen vom Golf R mit 310 PS. Um die gestiegene Leistung samt Gewicht auch sicher auf die Straße zu bringen, wurden die Reifen über die Jahre nicht nur breiter - für mehr Aufstandsfläche-, sondern auch die Felgendurchmesser größer. Schließlich mussten auch größere Bremsen berücksichtig werden. Für den GTI von 1976 reichten Pneus mit 175er Breite – übrigens immer noch auf 13-Zoll-Felgen -, der moderne GTI steht ab Werk auf 225/45R17-Pneus.

Reifenkennzeichnung: Kleine Ziffern- und Buchstabenkunde

Was bedeutet 205/55R16 91H? Der erste Wert gibt die Reifenbreite an, in diesem Falle 205 Millimeter. Die Ziffern 55 beschreiben den Profilquerschnitt, also Verhältnis von Flankenhöhe zur Reifenbreite. Hier beträgt er 55 Prozent. Das R steht für Radialreifen, die 16 für den Felgendurchmesser in Zoll. Die Tragfähigkeit eines Reifens wird durch die folgenden Ziffern (91) definiert und gibt die maximale Traglast (615 kg) eines Reifens an. Der Lastindex 88 entspricht einer Tragfähigkeit von 560 kg, 100 von 800 kg. Der letzte Buchstabe kodiert die Höchstgeschwindigkeit. Mit der H-Kennung darf man maximal 210 km/h schnell fahren. Bei V sind 240 km/h erlaubt, bei W 270 km/h. Die Montage von anderen als vom Fahrzeughersteller vorgeschriebenen Spezifikationen ist nicht statthaft. Nur der Lastindex darf über- sowie die Höchstgeschwindigkeit unterschritten werden. Die verbindliche Reifengröße soll garantieren, dass der Reifen als einzige Verbindung zwischen Fahrzeug und Straße zum Fahrwerk, Motorleistung, Gewicht und Abstimmung des Fahrzeugs passt.

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