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FIRMENPORTRAIT: POLESTAR

Volvos elektrisch angetriebener Polarstern

Polestar, die junge Submarke von Volvo für die Elektromobilität, hat auf dem Göteborger Werksgelände ihr neues Zuhause bezogen – und große Pläne.

Im kommenden Jahr soll in Gestalt eines großen Coupés mit Plug-in-Hybrid-Antrieb das erste Modell von Polestar auf den Markt kommen. Auf dem Chefsessel der neuen E-Mobilitäts-Submarke von Volvo sitzt kein gelernter Ingenieur, sondern mit Thomas Ingenlath ein Designer.

Thomas Ingenlath (54) sitzt in einem schneeweiß gestrichenen Besprechungsraum eines komplett umgebauten, würfelförmigen Gebäudes auf dem Volvo-Werksgelände in Göteborg. Noch ist der moderne Bau mit seinen großen Fensterflächen nicht komplett eingerichtet, aber die Handwerker sind fertig. Der gebürtige Krefelder und frühere Designchef von Skoda ist seit sechs Jahren der oberste Kreative beim einzigen verbliebenen schwedischen Autobauer. Als Chef der neuen Marke Polestar ist er jetzt der Hausherr im gerade eröffneten Hauptquartier.

Start-up mit 90-jähriger Erfahrung

Schon mal was von Polestar gehört? Für Nicht-Fachleute ist das der englische Name für den Polarstern, der auch im Norden Schwedens den Nachthimmel beherrscht. Ein passender Name für eine neue Marke am Autohimmel, die mit dem ersten Modell im nächsten Jahr an den Start geht. „Wir verstehen uns ein Stück weit als Start-Up“, sagt Ingenlath, „aber als eines, das mit dem Hintergrund und der Erfahrung eines über 90 Jahre alten Unternehmens gesegnet ist“. Polestar gehört je zur Hälfte Volvo und dessen chinesischem Besitzer Geely. Eine neu gebaute Fabrik steht im asiatischen Riesenreich bereit, um nächstes Jahr die Serienproduktion zu starten.

Natürlich geht es dabei nicht um das Althergebrachte, um klassische Autos mit Verbrennungsmotor. „Polestar ist unsere Elektromarke“, sagt Volvo-Chef Hakan Samuelsson bei der Eröffnung des Hauptquartiers. „Unter diesem Namen bringen wir auch das erste als rein elektrisches Auto konzipierte Modell der Volvo-Gruppe auf den Markt“. Der Polestar 2, eine Limousine, wird Ende nächsten Jahres erscheinen und hat dabei den Mittelklasse-Tesla Model 3 im Visier.

Vier-Meter-Coupé auf Basis des S90 als Vorreiter

Insofern spielt das große Coupé, das im Erdgeschoss des weißen Würfels die Blicke anzieht, die Rolle eines Vorreiters und Markenbotschafters. Es wurde im letzten Jahr in Shanghai präsentiert, als die neue Marke auf der Taufe gehoben wurde. Der gut fünf Meter lange Viersitzer basiert auf der großen Volvo-Limousine S 90 und hat weitgehend auch deren Innenleben geerbt. Im Gegensatz zu den künftigen Modellen ist der exklusive und 155.000 Euro teure Polestar 1 aber kein reines E-Auto. Sein Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit Turbo und Kompressor wird von zwei Elektrotriebwerken unterstützt, die an der Hinterachse platziert sind. Damit kommt er auf 441 kW/600 PS und eine Durchzugskraft von glatten 1.000 Newtonmetern. Die rein elektrische Reichweite liegt bei 125 Kilometern nach neuer WLTP-Norm. So weit kommt derzeit kein anderes Auto mit Plug-in-Technik.

Der Polestar 1 soll vor allem für Aufmerksamkeit der jungen Marke sorgen und so das Terrain für die reinen Elektromodelle bereiten. Obwohl technisch eng verwandt, findet sich am ganzen Auto kein sichtbarer Hinweis auf die Stammmarke. Damit geht Volvo bewusst einen anderen Weg als zum Beispiel Mercedes oder Audi. Beim Mercedes EQC oder Audi E-Tron sind die neuen Baureihen untrennbar mit den klangvollen Markennamen verbunden.

Thomas Ingenlath erklärt den Unterschied: „Natürlich wird es auch rein elektrische Modelle von Volvo geben, zuerst die entsprechende Version des XC40. Aber der Kunde kann eben wählen, welchen Antrieb er bevorzugt.“ Das Kompakt-SUV mit Volvo-Logo ist weiterhin mit klassischem Benziner, als Plug-in-Hybrid oder eben auch als reiner Stromer zu haben. „Bei den künftigen Polestar-Modellen wird es nur E-Fahrzeuge geben“, sagt der deutsche Chef. Nach dem erwähnten Polestar 2 folgt 2021 ein SUV mit abfallender Dachlinie, der folgerichtig Polestar 3 heißen wird.

Ein mutiger und sicher auch teurer Schritt, den Volvo und Mutterfirma Geely mit Polestar gehen. Schließlich muss der Name erst bekannt gemacht werden, auch um die eher konservative Volvo-Kundschaft von einem Auto zu überzeugen, an dem eben nicht mehr Volvo steht. Laut Ingenlath verkörpert Polestar die emotionale Seite der E-Mobilität. „Wir wollen den Begriff Performance (englisch für Leistung, Anm.d.Red.) anders definieren. Uns geht es nicht darum, von Null auf Hundert der Schnellste zu sein“. Für den vom Designer zum Top-Manager gewandelten Markenchef steht die Faszination des elektrischen Fahrens im Vordergrund, der gekonnte Umgang mit den technischen Möglichkeiten, der Reichweite oder der geschickten Rekuperation, also der Energierückgewinnung.

Den Kundenbedürfnissen angepasste Reichweiten

Wobei er sich von der der aktuellen Diskussion über immer kürzere Ladezeiten und immer größere Reichweite etwas genervt zeigt. Ingenlath: „Es entwickelt sich zu einem regelrechten Sport, neue Superlative anzukündigen. Aber was hat es denn für einen Sinn, wenn wir ständig eine schwere und große Batterie mit uns herumschleppen, um dann statt der möglichen Distanz von über 500 Kilometern in der Alltagspraxis nur 200 zu brauchen?“ Polestar wird aber auch abgestufte Batteriekapazität anbieten, je nach den Bedürfnissen der Kunden. Ingenlath hält aber eine Reichweite von 250 Kilometern für realistisch und vernünftig und ist sich sicher: „Dieses Maß wird sich einpendeln, wenn sich die E-Mobilität mehr und mehr durchsetzt und die Menschen ihre Erfahrungen machen“. (AA/SP-X)

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