Karsten Rösel für ALD und Leaseplan in Deutschland in eine gemeinsame Zukunft. Wie genau, erklärt er im Interview mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.
Foto: Marike Elwers - ALD Automotive
Karsten Rösel führt ALD und Leaseplan in Deutschland in eine gemeinsame Zukunft. Wie genau, erklärt er im Interview mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Interview

ALD und Leaseplan: „Zusatzopportunitäten ausloten“

Zwei Leasinggrößen schließen sich zusammen, ALD und Leaseplan gehen gemeinsame Wege. Deutschland-Chef Karsten Rösel über die Auswirkungen.

Karsten Rösel, bislang Deutschland-Geschäftsführer von ALD Autoleasing D, verantwortet künftig das gemeinsame Geschäft von ALD und Leaseplan hierzulande. Im Gespräch mit bfp FUHRPARK & MANAGEMENT erläutert er die Strategie des neuen Leasing- und Mobilitätsanbieters – auch vor dem Hintergrund wichtiger Trends wie dem Elektroantrieb oder neuen Mobilitätsangeboten über den klassischen Autobesitz hinaus.

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Weiter positive Restwerterwartung

Herr Rösel, ALD Automotive und Leaseplan schließen sich zusammen. Was sind die Trends, die das neue Unternehmen bewegen?

Karsten Rösel: Der Zusammenschluss von ALD Automotive und Leaseplan erfolgt erfreulicherweise vor dem Hintergrund eines sich erholenden Flottenmarkts. Darin erkennen wir natürlich einige Chancen, auch wenn unser Auftragseingang derzeit noch nicht die starken Neuzulassungszahlen widerspiegelt. Was wir sehen, ist aber nicht nur eine Erholung des Neu-, sondern auch des Gebrauchtwagenmarkts. Die Zahl der Umschreibungen entwickelt sich derzeit deutlich dynamischer als in den letzten zwölf oder 24 Monaten.

Mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Restwertentwicklungen?

Rösel: Die Restwerte haben sich selten so stabil beziehungsweise und selten so positiv entwickelt wie in den letzten zwei Jahren. Die Gründe dafür sind bekannt: Die hohe Nachfrage nach Gebrauchtwagen durch die Lieferprobleme bei Neufahrzeugen sowie die Preissprünge für Neufahrzeuge, die auch die Restwerte mit nach oben ziehen. Bis heute gibt es kein ausreichendes Angebot an drei bis vier Jahre alten Gebrauchtwagen mit 80.000 oder 100.000 Kilometern Laufleistung, also den klassischen Leasingrückläufern. Für uns und unsere Kunden ist das äußerst erfreulich, weil es sich entsprechend positiv auf die Restwerterwartung niederschlägt.

Ein Ausgleich auch für das gestiegene Zinsniveau?

Rösel: Teilweise. Sicherlich dämpfen die hohen Restwertprognosen den generellen Preisanstieg für automobile Mobilität. Insgesamt aber hat sich das Autofahren verteuert, das ist gar keine Frage. Und ich erwarte auch nicht, dass wir mittelfristig wieder auf das sehr günstige Preisniveau zurückkehren, das wir aus Vorkrisenzeiten gewohnt waren. Selbst wenn das Neuwagenrabattniveau wieder steigen sollte, wird sich das – da verrate ich nichts Neues – in sinkenden Restwerten bemerkbar machen. Quasi ein Nullsummenspiel also.

Autoabo-Zielgruppen: Von KMUs bis zu Corporate-Kunden

Wenn wir über Trends sprechen: Welche Rolle spielen für Sie Mobilitätsdienstleistungen über den traditionellen Autobesitz hinaus?

Rösel: Was sich sehr gut entwickelt, ist unser Geschäft mit Autoabos. Wie Sie wissen, hat ALD Automotive Ende 2021 mit Fleetpool einen der führenden Autoabo-Anbieter in Deutschland als neuen Vertriebsweg in unsere Gruppe integriert. Das Geschäft mit den Autoabos läuft dort weiterhin sehr gut. Menschen, die gegenüber Autoabos zunächst skeptisch eingestellt waren, sind nun überzeugt und bleiben dem Angebot treu.

Und das gilt auch für den gewerblichen Bereich? Lange Zeit wurden Autoabos ja als vornehmliches Privatkundenangebot betrachtet.

Rösel: Wie definiert man ein Autoabo? Mobilität zum Festpreis. Und die ist natürlich auch für gewerbliche Kunden interessant. Bei ALD beobachten wir durchaus einen Anstieg der gewerblichen Autoabos, insbesondere im Bereich der KMU. Fleetpool ergänzt darüber hinaus unseren B2B-Fokus mit seinem B2B2E-Ansatz. Das Fleetpool-B2B2E-Angebot richtet sich an die Mitarbeiter großer Corporates, die keine klassischen Dienstwagen fahren, sondern zum Beispiel ein Mobilitätsbudget verwenden. Deren 275 Unternehmenskunden erzielten im Jahr 2023 bis jetzt 5.866 Verträge. Somit ergänzen sich die Angebote von ALD und Fleetpool im Unternehmensumfeld sehr gut und können alle Bedürfnisse vom KMU bis zum großen Corporate abdecken.

E-Mobilität: TCO bleibt entscheidender Faktor

Mit Blick auf das Förderende am 31. August: Wohin geht es mit der E-Mobilität im Gewerbekundensegment?

Rösel: Bis heute zählen Gewerbekunden zu den nachhaltigen Treibern der Elektromobilität, auch getrieben durch die staatlichen Förderungen. Wie Sie ja bereits ansprechen, fallen die Förderungen für Gewerbekunden jetzt weg. Aus diesem Grund erwarten wir in diesem Segment durchaus einen temporären Rückgang der Nachfrage nach reinen Elektroautos. Natürlich sind die Großkunden und auch viele kleinere und mittlere Unternehmen ESG-getrieben. Aber wir dürfen dennoch nicht vergessen: Ein Elektroauto wird insbesondere nach dem Wegfall der Förderung deutlich teurer als ein Benziner oder ein Diesel, und die Entscheidungen gewerblicher Kunden bleiben sehr stark von den TCO beeinflusst. Das zeigt uns auch die Erfahrung im Kundenkontakt. Natürlich versuchen wir, unsere Kunden auch weiterhin von den Vorteilen der E-Mobilität zu überzeugen. Ab einem bestimmten Punkt sind die TCO aber oft der entscheidende Faktor.

Langfristig wird aber kein Unternehmen um das Elektroauto herumkommen …

Rösel: Wer sagt, dass sich das Elektroauto langfristig durchsetzen wird, liegt mit Blick auf die regulatorischen Vorgaben natürlich immer richtig. Dennoch stellt sich doch mittelfristig die Frage, wann die Hersteller in der Lage sein werden, Elektroautos für einen angemessenen Preis anzubieten. Und welche Preisanpassungen nach unten da beispielsweise durch Skaleneffekte, Produktionsstandorte oder Technologiesprünge erreichbar sind. Das ist aus unserer Sicht die Kernfrage: Wird ein E-Auto künftig zu einem ähnlichen Preis zu haben sein wie ein Verbrenner? Denn am Ende entscheidet der Kunde immer auch mit Blick auf die Kosten pro Kilometer über den für ihn sinnvollen Antrieb.

ALD und Leaseplan: Gleichberechtigter Start ins neue Unternehmen

Richten wir den Blick auf ALD Automotive und Leaseplan: Weshalb der Zusammenschluss?

Rösel: Der Hauptvorteil für unsere gemeinsame Zukunft ist, dass keines der beiden Unternehmen eine Notwendigkeit besaß, sich mit dem anderen zu verbinden. Was will ich damit sagen? Es gab weder bei der ALD noch bei Leaseplan eine ökonomische Motivation, sich einen Kooperationspartner zu suchen. Sondern es ging im Rahmen eines Zusammenschlusses unter Gleichen darum, Synergien zu heben und gemeinsam zusätzliche Opportunitäten auszuloten. In Deutschland beispielsweise ist Leaseplan sehr gut aufgestellt im Bereich der Key Accounts und Großkunden, ALD ist stärker im Bereich der OEM-Kooperationen, bei kleineren und mittleren Unternehmen und auch im Privatkundengeschäft. Das sind Komplementäre, die sich ideal ergänzen und Raum für Innovationen eröffnen.

Wie wird sich das auf die gemeinsame Organisationsstruktur auswirken?

Rösel: Auch in der Organisation zeigt sich, dass ALD Automotive und Leaseplan gleichberechtigt in das neue Unternehmen starten. Denn das Management der neuen Organisation wird sich jeweils zu ungefähr 50 Prozent aus ALD- und Leaseplan-Führungskräften zusammensetzen. Und das nicht nur auf der Top-Führungsebene, sondern auch in den einzelnen Landesgesellschaften.

Kundenbetreuung: Zahl der Niederlassungen bleibt konstant

Und wie sieht es mit Blick auf die operative Kundenbetreuung aus?

Rösel: Die Ansprechpartner für unsere Kunden bleiben die gleichen. Wir planen nicht, Kundenbetreuungspersonal abbauen und wollen auch keine Niederlassungen schließen. Die regionale Präsenz bei unseren Kunden wird für uns auch in Zukunft essenziell sein.   

Welche Synergien wollen Sie zusammen realisieren?

Rösel: Eins möchte ich vorwegschicken: Wenn wir von Synergien sprechen, sprechen wir nicht von einem Stellenabbau. Wir wollen Synergien intelligent realisieren – zum Beispiel durch unsere jetzt größeren Einkaufsvolumina bei Fahrzeugen, aber auch bei zugehörigen Dienstleistungen. Und auch bei der Beratungskompetenz sehen wir uns gemeinsam noch besser aufgestellt als allein.

Neue gemeinsame Marke zum Jahreswechsel

Werden die beiden Marken in bekannter Form bestehen bleiben?

Rösel: Nein, wir wollen in Zukunft auch mit einem einheitlichen Markenauftritt klar und deutlich kommunizieren, dass wir ein Unternehmen sind. Das heißt, die Marken ALD und Leaseplan werden spätestens Anfang nächsten Jahres unter einer neuen Marke zusammengeführt.

Wie wird sich das zusammengeführte Unternehmen strategisch ausrichten?

Rösel: Das Hauptaugenmerk werden wir auch gemeinsam auf die bekannten drei Segmente legen: sehr große Kunden, mittelständische Kunden und Privatkunden. Wir werden außerdem unsere Fuhrparkmanagement-Leistungen, die wir in unserer Tochterfirma CPM bündeln, weiter stärken und ausbauen. Außerdem werden wir die Ressourcen von Leaseplan nutzen, um das Privatkundengeschäft zu stärken. Das ist ein Segment, in dem Leaseplan heute nicht aktiv ist, dafür werden wir aber entsprechende Marktzugänge schaffen. Und wir  stellen uns im Großkundengeschäft sowie im Geschäft mit mittelständischen Kunden auf die abnehmende Trennschärfe im B2B- und B2C-Geschäft ein.

In welcher Form sehen Sie da eine weitere Verschmelzung?

Rösel: Wir beobachten, dass viele Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verstärkt Mobilitätsalternativen anbieten möchten; dass sie ein kleineres Fahrzeug wählen können oder dass sie ihr Fahrzeug schneller tauschen können. Diese und andere Kundenwünsche werden wir verstärkt ins Zentrum unseres Handelns stellen.

Großes Potenzial für Profit-Sharing-Modelle

Wo sehen Sie weiteres Potenzial, gemeinsam das Portfolio auszubauen?

Rösel: Neben neuen Mobilitätskonzepten sehe ich viel Potenzial zum Beispiel für Ergebnisbeteiligungen, also Profit-Sharing-Modelle. Die werden wir sicherlich deutlich intensiver anbieten. Gleiches gilt für Versicherungsprodukte und Fuhrparkmanagement-Leistungen, die wir in Zukunft noch weiter durch Innovationen verbessern wollen, um noch kundenorientierter zu agieren.

Beim Remarketing kooperieren Sie künftig mit BCA. Welche Auswirkungen hat die Zusammenarbeit für Ihre Unternehmenskunden?

Rösel: Unser Unternehmen in Deutschland vermarktet in Zukunft pro Jahr rund 50.000 Fahrzeuge. Dies erfordert das Bespielen verschiedener Vertriebskanäle. Einer davon sind Auktionsplattformen als Ersatz von Carnext. Gute Verkaufspreise sind die Voraussetzung dafür, dass unsere Restwerte stabil bleiben und sogar steigen. BCA soll Carnext voraussichtlich ersetzen.

Herr Rösel, herzlichen Dank für das Gespräch.

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