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Prognose von Restwerten

"Jede Marke hat Tops und Flops"

Dieter Fess vom Prognose-Instituts Bähr & Fess Forecast verrät, weshalb Fahrzeuge zu Gewinnern und Verlierern in Sachen Wertverlust werden.

Von Ute Kernbach

Die Wirtschaftlichkeit von Automobilen hängt nicht nur vom Kaufpreis und von den Verbrauchswerten ab. Ein mindestens ebenso wichtiger Faktor bei der Berechnung ist der Wertverlust. Denn entgegen aller wirtschaftlichen Überlegungen wird beim Autokauf der zu erwartende Wertverlust oftmals nicht ins Kalkül gezogen.

bfp fuhrpark und management: Gibt es absolute Gewinner und Verlierer in Sachen Wertverlust?

Dieter Fess: Eine Frage, die sich immer nur im jeweiligen Trendumfeld beantworten lässt. Waren früher Vans/Großraumlimousinen oder Cabriolets die absoluten Gewinner in Sachen niedrige Wertverluste, sind dies seit einigen Jahren insbesondere kleine und kompakte Geländewagen sowie sogenannte Crossover-Modelle.

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Cabrios, vor allem aber Großraumlimousinen gehören nicht mehr zu den Gewinnern. Generell gewinnen Modelle, deren Anschaffungspreise sehr niedrig sind. So ist der Dacia Duster – aber auch andere Dacia-Modelle – Abonnement-Sieger bei den "Restwertriesen" für den geringsten Wertverlust in Euro.

bfp fuhrpark und management: Kann man generell sagen, dass die Tops beziehungsweise Flops einer bestimmten Klasse oder einer Marke angehören?

Dieter Fess: Jede Marke, vielleicht einmal von Porsche abgesehen, hat Tops und Flops, insofern gibt es generelle Merkmale eher im Hinblick auf die Klassen. Aber auch hier gilt das eingangs Gesagte: Dies sind Trends und insofern sehr dem Zeitgeist unterworfen und entsprechend "flüchtig.

Fahrzeuge mit großen Achtzylinder-Motoren etwa haben es schon heute schwer und werden es in Zukunft immer schwerer haben. Diesel mit Euro4-Norm und weniger zählen ebenfalls zu den zukünftig schwerer zu vermarktenden Fahrzeugen. Mittelfristig steht auch die Euro5-Norm zur Debatte. Dies gilt allerdings nur für Deutschland und nicht für alle Teile Europas, geschweige denn für den außereuropäischen Raum.

bfp fuhrpark und management: Gibt es Ausstattungsmerkmale, die dazu führen, dass das Wertverhalten und die Wiederverkäuflichkeit von Fahrzeugen positiv beeinflusst wird?

Dieter Fess: Eigentlich gibt es nur Ausstattungsdetails, die das Wertverhalten negativ beeinflussen und zwar dann, wenn sie zu Recht erwartet werden dürfen, sich aber dennoch nicht im Fahrzeug befinden. Man geht in der Mittelklasse und darüber einfach davon aus, dass Navigationssysteme, gute HiFi-Anlagen, Sicherheitsassistenten und vieles mehr im Fahrzeug verbaut sind.

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Nur wenn dies nicht der Fall ist, muss der Händler mit sehr langen Standzeiten rechnen und preist dieses Risiko entsprechend als Abzug bei der Inzahlungnahme ein.

bfp fuhrpark und management: Was wird das Jahr 2019 bringen und wo geht der Trend hin – auch in Sachen Dieselfahrzeuge?

Dieter Fess: Es steht zu befürchten, dass die eine oder andere Unregelmäßigkeit von Seiten der Hersteller möglicherweise wieder in die Schlagzeilen gerät und die ehrliche Arbeit der Menschen am Band von unehrlichen und unehrenhaften Machenschaften des Managements konterkariert wird. Die ab September gültige WLTP-Messung soll dazu beitragen, das Vertrauen in die Dieseltechnologie und in die Wahrhaftigkeit der Herstelleraussagen wiederherzustellen.

Der Diesel wird sich wieder eine bessere Reputation verschaffen, vor allem durch die Norm 6dtemp und die darauf aufbauenden Motorengenerationen. Am Ende werden die immer ehrgeiziger gesetzten CO2-Grenzwerte für deutlich mehr elektrische Antriebe sorgen als heute. Damit ist aber eher eine Hybridisierung als eine reine Elektrifizierung gemeint.

bfp fuhrpark und management: Wie werden Prognosen erstellt – und wie funktioniert das bei neuen Fahrzeugen, die keine Vorgängermodelle haben?

Dieter Fess: Bähr & Fess Forecasts hat ein In-House-System entwickelt, das die Analysen aus historischen Fahrzeuginformationen mit dem entsprechenden makroökonomischem Umfeld verbindet und die makroökonomischen Vorhersagen mit der aktuellen Neuwagenmarktentwicklung koppelt.

Das Restwertmodell analysiert

  • makroökonomische Variablen,

  • Entwicklungen im Fahrzeugsegment sowie deren historisches Potenzial,

  • Modellwechselzyklen in der Vergangenheit und in der Zukunft,

  • spezifische Merkmale von Marke, Modell und Typ, subjektive Faktoren (Presseberichte, Testergebnisse, Crashtests) und die Einbeziehung zukünftiger Trends und Entwicklungen.

Im Falle nicht vorhandener Vorgänger suchen wir uns im Rahmen der internen Analystenkonferenz Fahrzeuge mit ähnlichen oder gar gleichen Attributen (sparsam, hoher Neupreis, hohe Leistung beispielsweise) heraus und orientieren uns schließlich an jenem Modell, das quantitativ und qualitativ die meisten Identitätsmerkmale mit dem Zielfahrzeug hat.

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