Aral, Avia, Baywa, DKV, Logpay, Shell, Total oder UTA Edenred sind nur einige Akteure unter den Mineralölgesellschaften und markenunabhängigen Tankkartenanbietern, die Fuel & Charge Karten für Flotten anbieten. Diese Kombikarten sind sowohl für Fuhrparkmanager als auch für Dienstwagennutzer praktisch: Kraftstoffe und Strom lassen sich bargeldlos bezahlen, sie reduzieren den Verwaltungsaufwand und sorgen für Transparenz im Fuhrparkmanagement. „Für Fuhrparkmanager ist es zurzeit eine besondere Herausforderung, die teilelektrifizierten Flotten zu managen“, bilanziert Richard Röhr, Sales Director DACH bei UTA Edenred. Diese Meinung teilen seine Anbieterkollegen.
Gerade weil der Anteil von Plug-in-Hybrid- und Elektrofahrzeugen in der Flotte stetig zunimmt, sind kombinierte Tankkarten beliebt. Deren Anbieter wiederum sind bestrebt, die Akzeptanz ihrer bargeldlosen Hybridkarten bei den Tankstellen und Ladestationen kontinuierlich auszubauen. Im Gegensatz zu einer reinen Ladekarte deckt die Kombikarte ein viel breiteres Spektrum an Mobilitätsservices als Zusatzleistungen ab und erleichtert damit das Management von Flotten erheblich.
All in One - Alles auf eine Karte
Perspektivisch sehen die Anbieter, mit denen wir sprachen, die Tank- und Ladekarte als Mobilitätskarte. „Der Kunde bekommt, was er benötigt und möchte - von Diesel über LNG bis Ladestrom und perspektivisch Wasserstoff“, meint Marcel Heinze von Baywa Mobility Solutions. Richard Röhr von UTA Edenred bewertet die Nachfrage nach der eigenen Tank- und Ladekarte mit deren „Multi-Energy-Lösung“ ebenfalls positiv. „Die Karte deckt die Anforderungen von Flotten komplett ab und kann flexibel auf die jeweiligen Bedarfe zugeschnitten werden“, so der Sales Director. UTA zielt auf eine Netzabdeckung fürs Laden in den eigenen Kernmärkten von mindestens 80 Prozent. Zu Produktstart nennt der Mobilitätsdienstleister 331.000 Ladepunkte in 33 europäischen Ländern - neben mehr als 52.500 Tankstellen in Europa, wo die Karte eingesetzt werden kann.
Ähnlich Aral. Als Aral Fleet Solutions will der Mineralölkonzern mit seinem Tankkartengeschäft „die Transformation hin zu einem Anbieter ganzheitlicher Mobilitätslösungen für Flotten gezielt vorantreiben“, sagt Michael Brell, Senior Sales Manager DACH von bp / Aral.
Total Energies verzeichnet zweistellige Zuwachsraten, begründet dies aber nicht ausschließlich mit der zunehmenden Nachfrage am Markt. Zusätzlich geht der Energielieferant proaktiv auf seine Neu- und Bestandskunden zu, indem er ihnen automatisch eine Tank- und Ladekarte anbietet. „Weil die Übergangsphase von fossilen Kraftstoffen zu alternativen Energien noch einige Jahre dauern wird, ist unsere Multi-Energie-Karte für das Fuhrparkmanagement genau das richtige Instrument, bundesweit und auch europaweit“, zeigt sich auch André Courteille, Leiter Fleet & Mobility Total Energies überzeugt.
Gebühren und Leistungstiefe variieren bei den Anbietern
Viele ihrer Kunden starteten zunächst mit einzelnen oder wenigen Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen, beobachtet man bei DKV Mobility. Mit der DKV Card+Charge stelle der Dienstleister eine Lösung bereit, die sowohl Zugang zu etwa 67.000 herkömmlichen Tankstellen als auch zu etwa 344.000 Ladepunkten in ganz Europa biete. „Der Vorteil für unsere Kunden besteht darin, dass sie für alle Fahrzeuge eine Versorgungslösung aus einer Hand erhalten und dadurch der administrative Aufwand gegenüber Einzellösungen deutlich geringer ausfällt“, betont Sven Mehringer, Managing Director Energy & Vehicle Services bei DKV Mobility.
„Immer mehr Unternehmen brauchen für gemischte Flotten eine Karte, mit der sie sowohl klassische Kraftstoffe tanken, als auch Energie laden können“, bestätigt Michael Brell (Aral). In seinem Unternehmen baue man das Angebotsportfolio kontinuierlich aus. Das beinhalte „ultraschnelles Laden“ an immer mehr Aral Stationen, Unterstützung beim Aufbau der fuhrparkeigenen Ladeinfrastruktur, aber auch die automatische Rückerstattung von Stromkosten an Mitarbeiter, die ihren Dienstwagen zu Hause laden. Solche automatischen Rückerstattungen bei Ladevorgängen zuhause sind mittlerweile üblich, kosten in der Regel aber extra.
Hyper- oder Turbocharging oder eben ultraschnelles Laden bedeutet derzeit eine Ladeleistung seitens der Ladestationen von 350 kW Gleichstrom, wodurch die Ladezeit signifikant sinkt. Viele Dienstleister unter den Kartenanbietern haben große Lieferanten wie Aral, Shell und Total in ihrem Portfolio der möglichen Tank- und Ladestationen.
Mobilitätsgarant - egal wo
Doch diese Eine-für-alles Karte funktioniert nicht für jeden Fuhrpark. In der Realität stellt sich speziell fürs Laden bis dato weniger die Frage, welche Karte, sondern wie viele Karten es fürs Laden braucht, hören wir von Fuhrparkverantwortlichen - Stichworte Netzabdeckung und Roaming.
Bei Logpay, einer hundertprozentigen Tochter der Volkswagen Financial Services, sieht man sich imstande, den eigenen Flottenkunden „alle Serviceleistungen aus einer Hand“ zu liefern. „Sie müssen nur entscheiden, was ihr Unternehmen benötigt“, sagt Geschäftsführer Jens Thorwarth. „Für den Hybridfahrer und E-Mobilisten heute ist es nicht ungewöhnlich, über mehr als eine Ladekarte zu verfügen“, bewertet dagegen Holger Mark, Vorstand AVIA, die Ist-Situation. Sein Unternehmen bietet den Kunden eine Kombikarte an, allerdings erst im Laufe des Jahres 2023. Der vorrangige Grund auch bei diesem Anbieter: die einheitlichen und kombinierten Abrechnungsmöglichkeiten einer solchen Karte, samt dem Portfolio der Zusatzleistungen klassischer Tankkarten.
Flächenabdeckung entscheidend
Ob ein Fuhrpark für alle seine Nutzer nur einen Anbieter einsetzt, hängt genau vom Leistungsprofil der Karten ab, die er für seine Nutzer braucht, und den administrativen Vorteilen. Dass die Kosteneffizienz für die diversen Services mit einer Monokarte derzeit gewahrt bleibt, beantwortet Fuhrparkleiterin Sylvia Simons, Fuhrparkmanagerin von mehr als 800 Autos, für ihre Flotte mit einem klaren Nein. Für ihren gemischten Dienstwagenfuhrpark bleibt es bei unterschiedlichen Karten, nebst Kreditkarte des Unternehmens für Dienstreisen oder das Laden an Stationen, die noch keine der gewählten Tankkarten eines Fuhrparks akzeptieren. „Insbesondere an Ladestationen kleinerer kommunaler Stromversorger ist das so und das sind nicht wenige“, beobachtet sie.
Grundsätzlich wird es bei allen Anbietern von Karten darauf ankommen, dass sie mit möglichst vielen Kraftstoff- und Stromlieferanten Partnerverträge abschließen und die Dichte der Karten-Crossakzeptanzen weiter erhöhen, damit Fuhrparks potentiell wirklich alles auf eine Karte setzen können.
Hinzu kommt: Die Kosten für All-in-one Annehmlichkeiten sind signifikant - so dass es sich durchaus lohnt, das heimische Laden und das Laden unterwegs über zweierlei Karten abzurechnen. Oder man löst das heimische Laden ganz pragmatisch wie Fuhrparkleiterin Alexandra Kinzer bei Messer Cutting Systems. Sie gewährt den Mitarbeitern mit heimischer Wallbox eine Pauschale und hat dafür weder zusätzliche Servicekosten noch einen nennenswerten administrativen Mehraufwand.
Service gibt es nicht umsonst
Die Grundgebühren für die Hybrid- oder Kombikarten übersteigen derzeit die der separaten Tank- oder Ladekarten - mehr oder minder deutlich. Doch je größer die Fuhrparks und je gemischter die Antriebsarten, desto höher die Chancen für die Kombi- oder Hybridkarten, weil sie die Zahl der Karten im Umlauf, damit die Zahl der Rechnungsposten und letztlich den administrativen Aufwand verringern.
Je nach Zusammensetzung, Einsatzregionen und -radien der Fahrzeuge können sich Fuel&Charge Karten schon für sehr kleine Fuhrparks rechnen. „Es gibt keinen Masterplan, da jeder Fuhrpark individuell zu betrachten ist und der genaue Bedarf in einer Analyse ermittelt werden sollte“, betont André Horl, Trainer der bfp AKADEMIE, beim Thema Tankkarten, egal ob Mono- oder Kombikarte. Die genauen Vertragsmodalitäten zwischen Anbieter und Nutzer sind in gewissem Maß individuelle Verhandlungssache. Da hilft natürlich ein großer Fuhrpark, der Karten für viele oder gar für alle seiner Autos über einen Anbieter bezieht.
„Tatsächlich haben wir von zweierlei Karten für unseren Fuhrpark auf eine Karte umgestellt und zahlen jetzt weniger Gebühren“, berichtet Alexandra Kinzer von Messer Cutting Systems. „Wo wir mit unseren rund 300 Autos fahren, haben wir mit der Karte eine gute Flächenabdeckung sowohl beim Tanken als auch beim Laden.“ Nur für Wasserstofffahrzeuge muss sie eine andere Karte vorhalten.
Apps Und Mobile Payment
In drei Jahren will Aral rund 80 Prozent der angebotenen Anwendungen in die Cloud verlagert haben. Andere Anbieter agieren ähnlich. Bei Logpay will man das „Mobile Fuelling“ der Charge&Fuel App bald direkt in die Fahrzeuge integrieren. Für E-Fahrzeuge ist dies bereits Realität. „Damit sorgen wir für eine direkte Verbindung zwischen Auto und Ladesäule, so dass keine weitere Autorisierung über die Karte notwendig ist“, berichtet Geschäftsführer Thorwarth.
Wichtig bei all den digitalen Segnungen ist für die Nutzer, dass sie auch bei Freien Tankstellen bargeldlos Sprit beziehen und bei kleinen Stromanbietern laden können - sei es mit ihrer Mono-Karte, ihrer App als Mobile Payment oder über Direktkommunikation mit dem Fahrzeug. Vergessen werden sollte dabei nicht, dass der Dienstwagenfahrer auch mal aussteigen möchte, um die Zusatzservices einer klassischen Tankstelle wie Brötchenkauf oder Toilettengang zu absolvieren.
Fazit
Der Trend von der Tank- über die Kombi- zur Mobilitätskarte, die per definitionem als Kombikarte mehr Mobilitätsformen als die mit dem Pkw anbietet, ist nachhaltig. Insgesamt jedoch dürfte der Weg zu einer einzigen Multicard unterschiedlicher Anbieter bis hin zur Multimodalität noch ein langer sein.