War die Automatisierung von Prozessen im Schadenmanagement bisher nur ein Thema für Großflotten, nutzen mittlerweile auch immer mehr mittelständische und kleine Unternehmen digitale Lösungen für die Abwicklung von Schäden. „Gerade kleinere Fuhrparks erkennen zunehmend die Potentiale, die sich aus einer unabhängigen, digitalen Abwicklung ergeben,“ sagt Claimini-Geschäftsführer Michael Pfister. Die Nachfrage boomt. Zahlreiche Unternehmen wie Claimini haben sich mittlerweile auf digitale Lösungen für das Schadenmanagement im Fuhrpark spezialisiert. Viele bieten einen digitalen „Rund-Um-Service“ – von der Schadenserfassung via Foto-App bis hin bin hin zur vollen digitalen Abwicklung und Finanzierung des Schadens. Der Fuhrparkleiter wird von der komplexen Tätigkeit der Schadenabwicklung entlastet, bleibt aber gleichzeitig jederzeit voll informiert.
Full-Service: Von „A“ wie Aufnahme bis „Z“ wie Zahlungsabwicklung
„Wir verfolgen eine ganzheitliche Betreuung unserer Flottenkunden im Schadenprozess – von A wie Aufnahme des Schadens bis Z wie Zahlungsabwicklung“, sagt etwa Markus Stumpp, Geschäftsführer der Innovation Group Fleet & Mobility. „Unser Anspruch ist es, den Schadenprozess für alle Beteiligten einfach und transparent zu gestalten.“
Ein digitales Schadenmanagement reduziert die Komplexität der Abwicklung durch automatisierte und effiziente Prozesse und stellt dem Fuhrparkleiter zu jeder Zeit transparent und rechtssicher alle relevanten Informationen zur Verfügung. „Gerade im Schadenmanagement zeigt sich, wie sich die Digitalisierung sinnvoll nutzen lässt, um die tägliche Arbeit für Fuhrparkverantwortliche deutlich zu erleichtern.“, so Gordian Madsen, Gründer und Geschäftsführer von Claym+.
Schnelle und einfache Abwicklung
Dabei können digitale Lösungen für das Schadenmanagement vor allem in puncto Schnelligkeit und Einfachheit punkten: „Je früher der Fuhrparkleiter im Prozess weiß, wie es dem Fahrzeug geht, desto zielgerichteter und kosteneffizienter kann er reagieren“, sagt Jakob Otting, Head of Sales Europe bei CarValoo.
Moderne Anwendungen ermöglichen mittlerweile eine Schadenerfassung direkt am Unfallort, die Benachrichtigung und Abstimmung der beteiligten Akteure (Fahrer, Versicherung, Gutachter, Leasinggesellschaft, Werkstatt) erfolgt ohne Zeitverlust. So beläuft sich beim Legal-Tech-Dienstleister Claym+, der sich auf Rechtsberatung bei Unfallschäden spezialisiert hat, die durchschnittliche Zeitdauer von der Schadenaufnahme bis zur ersten Auszahlung auf lediglich 14,3 Tage.
„Die Reparatur beginnt, bevor der Firmenwagen in der Werkstatt ist“
In Zeiten von Lieferengpässen und langen Wartezeiten für Ersatzteile wird es zu einer Herausforderung, die Ausfallkosten im Fuhrpark gering zu halten. Lösungen zur digitalen Schadenerfassung machen es möglich, dass die Reparatur bereits beginnt, ehe der Firmenwagen in der Werkstatt ist.
Mithilfe App-gestützer Anwendungen werden Werkstätten frühzeitig alle Informationen zum Schaden zu Verfügung gestellt. So können Ersatzteilbestellungen deutlich beschleunigt und Arbeitsschritte vorbereitet werden, bevor das Auto in der Werkstatt ankommt.
„Dadurch reduzieren wir Standzeiten auf ein Minimum, sparen unseren Kunden Zeit und Geld und sorgen für eine schnelle Rückkehr ins Tagesgeschäft“, sagt Matthias Heußner, Geschäftsführer beim Full-Service-Dienstleister Auto Fleet Control.
„Ungemeldete Schäden“: Schadenerfassung durch Künstliche Intelligenz
Bei Pool-Fahrzeugen erfahren Fuhrparkverantwortliche oft erst sehr spät oder gar nicht von Schäden an ihren Firmenfahrzeugen. Ungemeldete Schäden fallen meist erst kurz vor Ende der Leasinglaufzeit auf und sorgen für mehr Unsicherheit, Aufwand und Kosten bei der Rücknahme.
„Unsere KI-basierte Lösung zur Schadenerkennung identifiziert und meldet Schäden und betriebskritische Ereignisse in dem Moment, in dem sie passieren“, berichtet Jakob Otting vom Schadenmanagement-StartUp CarValoo. „Dabei erkennen wir nicht nur schwere Beschädigungen, sondern auch kleinere Schäden wie Kratzer, Dellen oder Felgenschäden. Sogar auf den ersten Blick unsichtbare Schäden am Unterboden oder starke Belastungen der Achsen werden detektiert“.
Der Fuhrparkmanager erhält eine Schadenmeldung mit allen relevanten Informationen zu Fahrzeug, Ort, Zeit, Intensität und Position des Schadens. So haben Flottenverantwortliche volle Transparenz über die Verkehrssicherheit ihrer Fahrzeuge, zugleich lassen sich Übergabeprozesse digitalisieren sowie automatisch Aufträge für Schadengutachten und Reparaturen erstellen.
Bis zu 30 Prozent Kostenersparnis durch Vernetzung
Versäumnisse oder Fehlentscheidungen des Fuhrparkverantwortlichen im Schadenmanagement ziehen oftmals eine Kette an Folgekosten nach sich: Das gilt nicht nur für höhere Reparatur- und Ausfallkosten, sondern auch für die Prämien der Firmenwagenversicherung oder Leasing-Rückläuferkosten.
„Durch fehlendes Know-How bei der Prüfung von Kostenvoranschlägen und Rechnungen, sowie bei der Durchsetzung von Rechtsansprüchen entgehen Fuhrparkleitern deutliche Einsparpotentiale“, berichtet Claimini-Geschäftsführer Michael Pfister. Fehlende Transparenz in der Abwicklung des Einzelschadens und fehlender Überblick über die Gesamtschadenkostensituation führen bei einem Unfallschaden mit dem Firmenwagen oftmals zu einem finanziellen „Blindflug“, wie es Pfister nennt. – mit steigenden Beitragsprämien für die Versicherung.
Deshalb bieten digitale Lösungen für das Schadenmanagement mittlerweile mehr als „nur“ die Schadenabwicklung: Ihre Stärke liegt in optimaler Kosten-/ Nutzen-Effizienz durch die Vernetzung mit Rechtsberatung, Risikomanagement oder einer optimierten Versicherungslösung: „Dadurch können Versicherungsprämien gesenkt und Risiken so verteilt werden, dass sich für Flottenbetreiber nachhaltige Kostenersparnisse von bis zu 30 Prozent ergeben“, rechnet Marco Heistermann, Sales Director bei Auto Fleet Control.
Ausblick: „Schadensmanagement der Zukunft ist digital“
Aufgrund der zunehmenden technischen Komplexität der Fahrzeuge werden auch kleine und mittelständische Fuhrparks zukünftig vermehrt auf digitale, externe Expertise angewiesen sein, ist sich Markus Stumpp (Innovation Group, Fleet & Mobility) sicher. Innovationen wie teil-assistiertes oder elektrifiziertes Fahren führen zusätzlich einer Verteuerung von Komponenten und veränderten Kosten- Risiko-Strukturen, die eine Anpassung der Prozesse im Schaden- und Risikomanagement erfordern.
Im selben Maße, wie Komplexität und Anforderungen an ein kosteneffizientes und rechtssicheres Schadenmanagement steigen, erweitert sich auch der Funktionsumfang professioneller Lösungen für das Schadenmanagement. Daher ist es für Claym+-Gründer Gordian Madsen weniger eine Frage des Ob, sondern vielmehr des Wann, bis sich digitale Lösungen auch im Schadenmanagement mittelständischer und kleiner Fuhrparks endgültig durchsetzen werden. „Das Schadenmanagement der Zukunft ist schnell, kosteneffizient – und digital.“