Umfragen und Studien machen es zusehends deutlich: Die Mehrheit der Deutschen sieht Elektromobilität als notwendig an. Wie die Zielgruppe der Fuhrparkverantwortlichen auf die E-Mobilität und alternative Mobilitätsangebote blickt, das sagen die Ergebnisse des bfp Mobility BAROMETERs 2022 (die wichtigsten Daten und Fakten im Detail finden Sie in den bfp-Ausgaben 10 und 11). Kurz lassen sie sich so zusammenfassen: Die E-Mobilität in den Unternehmen entwickelt sich eher evolutionär denn revolutionär, das Mobilitätsbudget stößt –sofern noch nicht ausgerollt – auf großes Interesse.
„Jeder fünfte hat es schon, allerdings sind die Inhalte noch nicht festgezurrt. Gleichwohl, das Thema Mobilitätsbudget wird dramatisch an Bedeutung gewinnen“, kommentierte Konrad Weßner, CEO des ausführenden Instituts Puls Marktforschung, die Ergebnisse, die als Grundlage des Panel Talks „Die Lage in den Fuhrparks – Hat die Mobilitätsrevolution schon begonnen?“ dienten.
Knackpunkt Ladeinfrastruktur
Laut Panel-Teilnehmer Oliver Piepenbrink, Commodity Manager Fleet bei Thyssen Krupp, eine typische Frage an Radio Eriwan, die mit „Ja, aber…“, beantwortet werden müsse. „Die Anforderungen ans Fleetmanagement sind deutlich gestiegen“, ist für Piepenbrink auch mit Blick auf die E-Mobilität klar. „Im Mittelpunkt stehen nicht nur die Antriebsarten allein, sondern es gilt, auch die passende Abstimmung, Koordination und Kommunikation dafür zu finden.“ Vor allem dürften dabei nicht die Sorgen und Nöte der Mitarbeitenden vergessen werden.
Und auch beim Thema Ladeinfrastruktur gibt es noch einiges zu tun. „Ich bin der Mann mit dem vollen Akku“, sagte Markus Emmert, Vorstand des Bundesverbandes eMobilität, auch mit Blick auf seine Langstreckenerfahrung mit Elektroautos. Ebenfalls aus diesem Blickwinkel ergänzte er: „Wir haben kein Reichweiten-, sondern eher ein Ladeinfrastrukturthema, weil die Netze noch lange nicht so ausgebaut sind, wie es erforderlich wäre.“ Ein Punkt, den auf die Frage nach seinem Wunsch für die nächsten Jahre auch bfp-Chefredakteur Christian Frederik Merten aufgriff: „Wenn auch Dienstwagenberechtigte im Homeoffice und ohne eigenen Parkplatz problemlos öffentlich laden können, dann wird aus der E-Mobilität eine runde Sache.“
Insgesamt waren sich die Diskutanten einig darüber, dass sowohl mit Blick auf die E-Mobilität als auch auf alternative Mobilitätslösungen noch enorm viel und vor allem sehr zeitnah getan werden muss – und zwar unabhängig vom aktuellen Ausgangspunkt oder der politischen, gesellschaftlichen oder unternehmerischen Ausrichtung beziehungsweise Motivation.
Mobilitätsveränderungen ganzheitlich denken
Übereinstimmung auch beim Thema Mobilitätsbudget, das zwar noch recht stiefmütterlich auf den Agenden stünde, jedoch dramatisch an Bedeutung gewänne. „Wir sollten keine Ängste haben, sondern die großen Chancen sehen. Wir denken nicht nur Fuhrpark, sondern weit darüber hinaus“, sagte zum Beispiel Stephan Tschierschwitz, Bereichsleiter Mobilitätslösungen bei Schwarz Mobility Solutions mit Blick auf die Zukunft der Unternehmensmobilität.
Und auch Markus Emmert forderte, nicht an einem Punkt stehen zu bleiben: „Wir reden immer noch über eine Antriebswende und noch viel zu wenig über Weiterführendes wie zum Beispiel ein Mobilitätsbudget.“ Was das genau ist, sei allerdings nicht immer genau definiert, betonte Clemens Noll-Velten, Chefredakteur und Publisher von bfp FUHRPARK & MANAGEMENT: „Fragen Sie fünf Fuhrparkmanager, erhalten Sie fünf verschiedene Definitionen. Im klassischen Sinne ist es ein zusätzliches Mobilitätsangebot als Ergänzung zum Dienstwagen, das privat genutzt werden darf.“
Unabhängig davon sind Fuhrparks und Großflotten laut Podium generell unverzichtbare Treiber von neuen Konzepten und würden Entwicklungen deutlich beschleunigen, so ein Resumee des Panel Talks. Zum Beispiel sei der ÖPNV gerade für jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon jetzt wichtiger als der Dienstwagen, viele innovative Ansätze seien aber leider nach wie vor on hold – auch aufgrund langwieriger Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse. Dazu passend auch die Aussage von Mobiko-Chef Andreas Reichert: „Weniger Aufwand ist eins der Zauberworte. Mehr mit Externen arbeiten, die Abrechnungskomplexität spürbar vereinfachen, steuerliche Fragen des geldwerten Vorteils klären.“ Seine Meinung: „Die Arbeitswelt und damit eng verbunden die Mobilitätsveränderungen müssen künftig ganzheitlich gedacht werden.“ Auch externer Zwang werde dazu führen, so Noll-Velten: „Zwangsweise wird Nachhaltigkeit durch Gesetze erzwungen.“